Sonntag, 23. September  2018
Wir sind gerade in Asgabat

 

 

Schöne neue Welt! Protz, Prunk und Pomp!

 

Ashgabat kann man wohl als einen der skurrilsten Orte der Welt bezeichnen. Die Hauptstadt Turkmenistans erinnert an Las Vegas - nur ohne Menschen. Eine surreale Oasenstadt mit verschwenderischen Marmorpalästen, leuchtenden Goldverzierungen, üppigen manikürten Grünflächen und blitzblank geputzten Prachtstraßen - in denen sogar die Blumen weiß sind.

 

 

Die aufwendig gestalteten Brunnen und Kreisverkehre inmitten der breiten Alleen lassen vergessen, daß sich nur wenige Kilometer vor der Stadt die riesige Karakum Wüste staubtrocken ausdehnt.

 

 

Ashgabat liegt am Fuße des Kopet-Dag Gebirges nur etwa 30 Kilometer von der iranischen Grenze entfernt. Es war ursprünglich ein Kreuzungspunkt mehrerer Karawanenstraßen, an denen 1881 ein russischer Militärstützpunkt errichtet wurde. Im Oktober 1948 richtete ein schweres Erdbeben furchtbare Zerstörungen an und hinterließ über 100.000 Tote. Ein historischer Kern existiert daher nicht. Alles wurde neu erschaffen. Heute ist Ashgabat im Guinnessbuch der Rekorde vermerkt als Stadt mit der größten Anzahl an Marmorfassaden. Zu den über 500 solchen Bauwerken kommen ständig neue hinzu.

 

 

1991 erklärte sich Turkmenistan unabhängig von der ehemaligen Sowjetunion. Früher machte es den ärmsten Teil dieses Megastaates aus, heute ist es eines der reichsten Länder Zentralasiens. Mit den Erträgen aus ihren riesigen Erdöl- und Erdgasvorkommen wurde eine Geisterstadt geschaffen mit unvorstellbar prunkvollem Design, in der Einwohner irgendwie nicht ins Bild zu passen scheinen. Die Straßen, die Plätze menschenleer! Obwohl fast eine Million Turkmenen hier leben sollen.

 

 

Das Unabhängigkeitsdenkmal erinnert an eine Jurte. Auf dem üppig verzierten Turm leuchtet ein goldener Mond mit fünf Sternen - jeder Stern steht für einen der Hauptstämme Turkmenistans.

 

   

 

Der Personenkult um die beiden bisherigen Präsidenten ist befremdlich. Der 2006 verstorbene Saparmurat Niyazov ist als goldene Statue am Brunnen zu Füßen des Unabhängigkeitsdenkmals verewigt.

 

 

Wir waren wirklich beeindruckt von der Opulenz und Symbolkraft, mit der die Monumente erschaffen wurden. Der Turm ist 91 Meter hoch mit einem 27 Meter hohen goldenen Aufsatz. Die Aussichtsplattform hat einen Durchmesser von zehn Metern, weil am 27.10.1991 die Unabhängigkeit ausgerufen wurde. Dieses Denkmal ist zum Wahrzeichen der Stadt geworden. Außer unserer Gruppe sahen wir nur Putzkolonnen, die die Brunnen pflegten.

 

 

Eine halbe Autostunde außerhalb liegt die ebenfalls vom ersten Präsidenten erbaute größte Moschee Zentralasiens. Auch hier sind die Minarette 91 Meter hoch. Das gigantische Bauwerk wurde an der Stelle errichtet, an der die Mutter und die beiden Brüder des Präsidenten beim Erdbeben ums Leben gekommen sind.

 

 

Mit diesem Prachtbau hat sich nicht nur Präsident Niyazov, der sich Türkmenbasy nannte - also Anführer aller Turkmenen - ein Denkmal gesetzt, sondern für jedermann sichtbar eine unmißverständliche Zurschaustellung von Reichtum und Opulenz erreicht.

 

 

Wir durften auch den Innenraum betreten, der mit einem riesigen Teppich ausgelegt ist. Obwohl 10.000 Gläubige Platz finden, war außer der Abenteuer-Osten-Gruppe kein Mensch weit und breit.

 

 

Stadtbesichtigungen machen hungrig! Am Abend durften wir alle ein ungewöhnliches SeaBridge-Essen einnehmen. In einem von außen nicht als Restaurant erkennbaren Etablissement wurde leckeres Zanderfilet (in der Wüste!) serviert zu mitreißender Live-Musik. Absurdistan läßt grüßen!

 

Auf dem Rückweg zu unserem Hotelparkplatz machten wir einen Zwischenstopp am Hochzeitspalast hoch über der Stadt. Dieses auch Glückstempel genannte, an eine überdimensionale Waschmaschine erinnernde, Standesamt erstreckt sich über mehrere sternförmige Ebenen und leuchtet abwechseln in vielen schrillen Farben.

 

 

Mit einem überwältigenden Panoramablick auf die beleuchtete Stadt konnten wir diesen ungewöhnlichen Tag beschließen. Es macht den Eindruck als haben die beiden diktatorisch herrschenden Präsidenten in Laufe der letzten 27 Jahre seit der Unabhängigkeit eine schöne neue Welt erschaffen wie ein Schaufenster, in das die Welt blicken soll, um einen souveränen, reichen, stolzen Staat vorzufinden.

 


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