Große Stille hat eine mächtige Stimme

Einen ganzen Tag verbrachten wir heute in Okakuejo. Abwechselnd ging immer wieder einer von uns Vieren zum Wasserloch, um die Lage zu checken. Tagsüber waren die vielen Sitzgelegenheiten leer - genauso wie das Wasserloch. Die meisten Tiere hielten sich wahrscheinlich irgendwo versteckt im Schatten auf. Ein paar Steinböcke und ein Oryx gingen ins Wasser aber ansonsten gähnende Leere.

Auch wir suchten Abkühlung im Wasser. Drei Pools ließen uns vergessen, daß dieses Camp mitten in der staubigen Steppe Namibias liegt. Die heiße Luft umwehte uns wie aus einem Föhn. Also machten wir es wie die Flußpferde und tauchten eine ganze Weile bis zum Hals unter.

Als die Temperatur gegen 19 Uhr unter 30 °C zurück ging, machten wir uns wieder auf den Weg zum Wasserloch. Inzwischen waren viele Zuschauer eingetroffen, die sich das abendliche Schauspiel nicht entgehen lassen wollten.

Die Elefanten scheinen kollektiv in eine ganz andere Gegend umgezogen zu sein. Früher hatten wir hier riesige Herden beobachten können. Dafür zog es die behäbigen Nashörner wieder zum Wasser. In der Dämmerung ein grandioser Anblick.

Alle Zuschauer starrten fasziniert in die immer dunkler werdende Steinwüste. Nach und nach kamen mehr und mehr dieser gewaltigen Kolosse zum Wasserloch. Man hätte eine Stecknadel fallen hören können. Eine mächtige Stille breitete sich aus. Die Energie des Moments teilte sich allen mit.

Jedem der Anwesenden war wohl bewußt, welches Privileg es ist, diesen seltenen Tieren so nah zu sein. Manche kamen sehr dicht auf uns zu. Man hätte gern ihre Gedanken lesen mögen.

 Wieder geht ein Tag zu Ende, der uns mit Wohlbefinden flutet und uns darüber lächeln läßt, daß alles ist wie es ist und seinen Wert aus der Vergänglichkeit bezieht. Denn morgen werden wir keine Nashörner sehen - wir wollen weiter südwärts ziehen.