Donnerstag, 24. April 2014 
 

Fahrtag 15: Kalungu (Sambia) - Mbeya (Tansania) 149 Kilometer

Keine Spaßveranstaltung!

Als unsere Tochter vor ein paar Monaten einen fast fünf Kilo schweren Jungen zur Welt gebracht hatte, schrieb sie aus dem Kreißsaal eine SMS: "War keine reine Spaßveranstaltung!"

Heute mußten wir uns an ihre Worte erinnern als wir von Sambia nach Tansania einreisen wollten.

Wer noch nie eine afrikanische Grenze überquert hat, der weiß nicht, was Sodom und Gomorrha ist. 

Wir hatten uns wie immer verabredet, diese Herausforderung gemeinsam zu meistern. Schon einige Kilometer vor Erreichen der offiziellen Gebäude stauten sich Lastwagen auf beiden Seiten der Fahrbahn und unsere Reisegruppe mittendrin.

Da wir inzwischen Erfahrung mit Grenzübertritten haben, wußten wir, daß es keinen Sinn macht, sich hinten anzustellen, weil diese Lastwagen meist über Tage und Wochen auf Frachtpapiere warten. Also fuhren wir mutig voran und gerieten bald darauf in den ganz normalen afrikanischen Wahnsinn. Die erste Frage, die sich stellte, war: "Wo müssen wir überhaupt hin?" gefolgt von "Wo um alles in der Welt sollen wir parken?"

Es ist nämlich nicht etwa wie in Europa, daß man langsam an ein gut erkennbares Grenzgebäude heranrollt und durchgewunken wird. Nein, hier muß man aussteigen und einen Haufen Papierkram erledigen - auch wenn gerade Regenzeit ist und man nicht wirklich weiß, wo man seinen Fuß einigermaßen trocken hinsetzen könnte.

Eine weitere Erfahrung, die man immer wieder macht ist die, daß man an Grenzen nie allein ist. In Minutenschnelle waren wir wie immer umringt von Geldwechslern und jungen Männern, die ihre Dienste für alle möglichen Leistungen anbieten: Autobewacher, Versicherungsagenten, Formularausfüller usw.

Da muß man ganz schön aufpassen, um den Überblick zu bewahren, doch dazu sind wir Reiseleiter schließlich da.

Aber auch unsere Reiseteilnehmer verhielten sich alle diszipliniert und geduldig. Wir mußten zwischendurch Fotokopien von allen möglichen Dokumenten anfertigen lassen, Visa beschaffen, Autos durch den Zoll bringen, verschiedenste Gebühren bezahlen und Versicherungen abschließen. Manche Gebühr wurde in US Dollar erhoben, andere in Landeswährung - wie immer ein völlig undurchschaubarer Mikrokosmos.

Also konnte Geld tauschen schon mal nicht schaden.....

Nachdem wir die Ausreise aus Sambia erfolgreich gemeistert hatten, stand das schwierigste Stück Arbeit noch bevor.....und die Parksituation auf der anderen Seite der Grenze hatte sich auch nicht wirklich verbessert.

Natürlich war auch der tansanische Grenzbereich komplett unübersichtlich - überall liefen Menschen und zwischendurch eine kleine Kuga-Gruppe immer hübsch zusammen auf dem Weg zum nächsten Schalter.

Zunächst ging alles zwar zäh aber immerhin voran. Bis der Zollbeamte auf die grandiose Idee verfiel, die Fahrgestellnummern aller unserer Fahrzeuge mit den Zulassungspapieren zu vergleichen, die wir von der Mietwagenfirma erhalten hatten. Und ob man es glaubt oder nicht - eine Nummer war tatsächlich nicht korrekt.

Oh je, was nun? Hans-Hermann übernahm die nicht ganz leichte Aufgabe, die Gruppe bei Laune zu halten, während Kathrin ihre gesamten Verhandlungskünste aufbot, um dieses eine Fahrzeug mit über die Grenze zu bekommen. 

Es kam, wie es kommen mußte.

Man ging mit dem Grenzbeamten etwas beiseite, dieser schlug eine Summe grüner US-Scheinchen vor, die das Verfahren erheblich vereinfachen würde. Die Summe war natürlich indiskutabel hoch.

Also wurde ein Gegenangebot unterbreitet, das wiederum indiskutabel weit von der angedachten Summe nach unten abwich. Nun mußte nachverhandelt werden. Der Grenzbeamte mit der Stempelgewalt verschwand, um sich mit der Kollegin zu beraten. Diese schlug ihrerseits ein Summe vor, die Kathrin wiederum entschlossen unterbieten konnte. Zuletzt wurden die Papiere ausgestellt, die Pässe gestempelt und abseits des Tresens übergeben......

 

Nun fehlte nur noch eine SIM-Karte fürs Internet.

Auch damit wird an der Grenze gehandelt. Was tut man nicht alles, um seine Leser auf dem Laufenden zu halten. Und nicht zu vergessen, der Kuga-Olaf! Unser Chef ist gerade auf großer Erkundungsfahrt in den USA und schaut natürlich auch täglich, wie es uns in Afrika geht. Und an Grenztagen ist er immer besonders gespannt und denkt an seine Reiseleiter, die dann zeigen müssen, wofür er sie in der Welt herum schickt.

Lieber Olaf, hiermit senden wir einen speziellen Gruß an Dich! Wir haben's wieder einmal geschafft!

 Nach gut vier Stunden konnten wir uns ins große Buch eintragen und die Grenze verlassen. Doch wir kamen nicht weit. Schon bald stoppte uns eine Polizeikontrolle. Pro Fahrzeug sollten 30.000 Tansanische Schilling Strafe kassiert werden, weil die seit neustem vorgeschriebenen gelben Reflektorstreifen an den Seiten fehlten. Kaum zu glauben aber wahr! Vor zwei Jahren hatten sie uns angehalten, weil wir hinten keine roten und vorne keine weißen Klebestreifen hatten. Wohlgemerkt in der Größe eines Kaugummipapiers! Nun hatten wir alle die geforderten Streifen aber jetzt sollten es zusätzlich gelbe an den Seiten sein.

Manchmal hat man auch Glück. Wir gerieten an einen Polizisten, der nach einiger Diskussion auf die Strafe verzichtete und nur eine kostenfreie Verwarnung aussprach. So kann es auch gehen! 

Dann konnten wir endlich die Fahrt durchs tansanische Hochland fortsetzen.

Am Nachmittag kamen wir dann endlich auf unserem Übernachtungsplatz an. Dort warteten eine heiße Dusche und ein gutes Restaurant auf uns und morgen dürfen wir ausschlafen!

Ruhetag!


 

 

 

Nach oben