Mittwoch, 25. April  2018
Wir sind gerade in Datong / China

 

Buddhas, Buddhas, Buddhas

 

Bevor wir diesen Tagesbericht schreiben können, müssen wir erst einmal tief durchatmen. Das war wieder ein ausgefülltes Besichtigungsprogramm mit unglaublich vielen Eindrücken. 

 

Unser sympathischer wunderbar gut zu verstehender englischsprachiger Fremdenführer stellte sich als

Guo Zhang Zhen vor, wobei sich hier bereits bestätigte, was wir in der Vorbereitung gelesen hatten. China ist ein Volk mit 1,3 Milliarden Menschen aber nur etwa 400 verschiedenen Nachnamen... oder so in etwa. Unser Fahrer heißt Guo und unser Guide auch. Die Vornamen stehen stets hinten!

So lenkte Herr Guo und gleichzeitig erklärte Herr Guo. Macht die Sache mit dem Namen merken einfach!

 

Unser erstes Ziel waren die Yungang Grotten. Sie entstanden vor gut 1500 Jahren als erste der vom Kaiser finanzierten Buddhagrotten. Nachdem es den Kaisern irgendwann in Datong im Winter zu kalt wurde, packten sie ihren Kram zusammen und zogen um nach Luoyang. Dort suchten sie sich ebenfalls eine Felswand, an der sie sich verewigen konnten und schufen die ebenso berühmten Longmen Grotten, die wir bereits besucht hatten. Unsere heutige Besichtigung ging also in der Geschichte noch ein Stückchen zurück.

 

Datong war bis vor zehn Jahren eines der Hauptzentren für Kohleabbau. Täglich donnerten die Lastwagen an den uralten Buddhas vorbei, die durch den Staub nicht gerade besser wurden. Da es sich mittlerweile um eine UNESCO Weltkulturstätte handelt, beschloß man, die Straßen zu verlegen und stattdessen dieses Stück chinesische Geschichte mit einem Park zu umgeben. 

So entstand eine beeindruckende Kulisse bereits auf dem Weg zu den Grotten. Gewürdigt wurde hier ein Mönch, der von 460 - 494 entscheidend zum Gelingen des Grotten-Projekts beigetragen hatte.

 

 

Durch einen Säulengang gelangt man immer näher heran an die ein Kilometer lange Felswand mit den bildhauerischen Meisterwerken.

 

 

Damit die Spannung steigt, liegt zunächst noch ein Tempel mitten auf dem Weg. Wie immer wird Weihrauch davor abgebrannt. Die bunten Räucherstäbchen erzeugen eine sehr passende Stimmung. Im Inneren glänzen goldene Buddha-Statuen. Wir lernen, daß man stets im Uhrzeigersinn um einen Tempel herum gehen muß.

 

 

Dann gelangt man in das eigentliche Areal der Yungang Grotten, die von 1- 45 durchnummeriert sind. Ursprünglich waren viele Grotten mit Holzvorbauten vor Wind und Wetter geschützt. Diese fielen den Elementen, Bränden und Kriegen zum Opfer. Vor Grotte Nummer 5 wurde 1651 eine viergeschossige hölzerne Vorhalle gebaut, die dafür sorgte, daß die Statuen im Inneren ihre Farbigkeit behielten. Aus Sicht der Buddhas ist der Vorbau neu, aus heutiger Sicht immerhin fast 400 Jahre alt.

 

 

Wir haben großes Glück. Überall stehen Schilder, die ein striktes Fotografierverbot einfordern. Unser Fremdenführer erzählt, daß bis zur vorigen Woche dies auch streng durchgesetzt wurde. Nun plötzlich sind die Bestimmungen gelockert worden und die Wächter lassen uns und alle anderen Besucher mit ihren Handys frei gewähren. Das ist China! Trotzdem ist es nicht einfach, den mit 17 m größten Buddha überhaupt aufs Bild zu bekommen. Er wird flankiert von seinem eigenen Selbst aus der Vergangenheit.

 

   

 

Unser Guide ist sehr kundig und macht diesen Rundgang zu einer lebendigen Geschichtsstunde. Wir gehen staunend an der Felswand entlang und schauen immer wieder in die einzelnen Grotten hinein.

 

 

Manchmal muß man einen größeren Abstand wählen, um das Ganze richtig auf sich wirken zu lassen. Man hatte damals zunächst eine Art Fenster in den Fels geschlagen und den Kopf heraus modelliert, dann arbeitete man sich weiter nach unten vor. Heutzutage schaut der monumentale Buddha durch diese Fensteröffnung ins Freie.

 

 

Immer wieder erleben wir Überraschungen beim Blick in die Fels-Nieschen. In Grotte 18 ist ein Teil der Kleidung mit lauter winzigen Buddhas besetzt. Absolut beeindruckend!

 

 

Der bekannteste Buddha der Yungang Grotten ist angeblich der meistfotografierte von ganz China. Der vordere Teil seines Felsen-Verließes ist eingestürzt und so kann man ihn wunderschön von Ferne bestaunen.

 

 

 

Als ob wir nicht schon genug Buddhas gesehen hätten, folgte als nächster Programmpunkt die Besichtigung der Huayan-Klöster im Zentrum von Datong. Es zeigte sich, daß auch für ungläubige Westeuropäer der Buddhismus in seiner Bildersprache einen ungeheuren Charme hat und jeder Buddha aufs Neue zu faszinieren vermag.

Das unscheinbare Eingangstor wird links und rechts von furchterregenden Himmelskönigen bewacht, die unter ihren Füßen die bösen Geister zertreten.

Die etwa 1000 Jahre alte Kloster-Anlage verströmt eine Atmosphäre der Ruhe und Besinnung.

 

 

Wir sind sehr gern hier mit Guo Zhang Zhen durch die Tempel und Gärten gewandelt und haben seinen liebevollen Ausführungen zu jeder einzelnen Figur gelauscht. Wir hoffen, liebe Leser, Ihr entschuldigt die Länge dieses Tagesberichtes. Aber die Eindrücke waren heute gewaltig.

 

 

zurück zum Tagebuch "April 2018" ⇒ 

 

Nach oben