Samstag, 26. Oktober  2019
Wir sind gerade in Coober Pedy

Farbe atmet - Stein lebt 

Im Jahre 1915 wurde der erste Opal - "zufällig" wie immer in solchen Fällen - in der südaustralischen Wüste gefunden. Ein Jahr später ließen sich dort die ersten Glücksritter nieder, steckten ihre Claims ab und gründeten eine Stadt, die an Skurrilität kaum zu überbieten ist. 
 
Einen schönen Überblick über das verrückte Leben in Coober Pedy erhielten wir beim Besuch einer ehemaligen Opal-Mine, die heute ein hochinteressantes Museum ist.
 
 
Wie auf der Schulbank sitzend sahen wir einen informativen Film über die Anfänge des Opal-Fiebers, bevor wir den Vorgang des Edelsteinschleifens demonstriert bekamen. Auch eine Untergrund-Wohnung konnten wir besichtigen. Durch mehrere Luftschächte entsteht eine natürliche Ventilation. Selbst wenn die Aussicht irgendwie fehlt, so herrscht in diesen Dugouts das ganze Jahr über eine konstante Temperatur von 25 Grad C. Jetzt, Ende Oktober, nach einem Kälteeinbruch durch den Sandsturm vom Vortag hatten wir in Coober Pedy "moderate“ 33 Grad C. Die Ortsansässigen versicherten uns jedoch, daß im Januar und Februar das Thermometer regelmäßig bis auf 50 Grad C Außentemperatur steigt. Da spart man im Untergrund eine Menge Strom, der sonst in die Klimaanlagen fließen würde.
 

Apropos Untergrund! Leicht gebückt besichtigten wir auch die Original-Mine, aus der jahrzehntelang Opale ans Tageslicht gefördert wurden.

Und zwar unter härtesten Arbeitsbedingungen. Zunächst wurde alles komplett mit den eigenen Händen und einem Pickel aus dem Boden gekratzt. Dann kam Dynamit hinzu, was die Sache effektiver aber auch gefährlicher machte. Der Abraum mußte trotzdem nach wie vor mit Eimer und Winde nach oben befördert werden.
 
  

Wenn der Minenarbeiter Glück hatte, stieß der Schein seiner Taschenlampe - nachdem sich der Staub der Explosion gelegt hatte - auf eine Opal-Ader. Je bunter die Edelsteine das Licht reflektierten, desto wertvoller waren sie.

Andy und Cord waren total fasziniert und wollten am liebsten sofort mit der Schatzsuche beginnen. Die meisten von uns machten es sich einfacher, stiegen wieder auf aus dem Erdreich und suchten in den gut bestückten Vitrinen des Museums-Shops nach den wertvollen Edelsteinen.

Es dauerte eine ganze Weile, bis die Entscheidungen gefallen waren. Aber wie durch Zauberhand kamen die ersehnten Schmuckstücke zu den neuen Besitzerinnen - und nicht umgekehrt. Man konnte noch so lange in die Schatullen schauen, zunächst sprang kein Funke über. Dann plötzlich entdeckte jede der modernen Opal-Sucherinnen genau den Stein, der für sie gemacht schien.

Während zum Beispiel ein besonders schöner Stein voller Feuer und Leben seine neue Besitzerin fand, saßen einige mit Opal-Immunität ausgestattete Tour-Teilnehmer gemütlich beim Kaffeetrinken. Entweder, Du spürst es - oder Du spürst es nicht, wie die Farbe atmet.......

Für all jene, die die Faszination Opal zwar spürten aber sich mehr als Glückssucher und Steinschürfer sahen, gab es in Coober Pedy durchaus noch bezahlbare Grundstücke. Jeder darf sich hier niederlassen und einen 50m x 50m Claim abstecken. Allerdings gibt es mittlerweile so viele Schuttlöcher, daß überall Schilder vor der Gefahr warnen, von der Erde verschluckt zu werden.

 

Vielleicht sollte man vor dem Start der Suche noch um göttlichen Beistand bitten. Eine gewaltige Kirche lädt dazu ein. 20 Jahre lang haben Freiwillige an dieser serbisch-orthodoxen Kirche gebaut, die von außen recht unscheinbar wirkt.

Beim Betreten ist man erstaunt, wie angenehm das Raumklima unter der Erde ist. Es roch nicht muffig, es bildeten sich keine Kondenstropfen, es herrschte einfach eine perfekte Temperatur, in der man weder fröstelte noch schwitzte. Ganz schön clever diese Leute hier in Coober Pedy. Man mußte es selbst gesehen haben, sonst hätte man nie solch einen großen, schönen Raum unter der Erde vermutet.
 
 
Überall stolpert man geradezu über die Belüftungsschächte, die in der ganzen Stadt aus dem Boden ragen. Wir möchten hier nicht unbedingt leben aber wir werden morgen weiter fahren in der Gewißheit, wieder einmal eine faszinierende Erfahrung gemacht zu haben. Reisen bildet!
 

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