Montag, 26.09.11

 

Stuttgart wie es singt und lacht

Ein letztes Mal zeigen wir Impressionen aus der Baden-Württembergischen Landeshauptstadt. Das Leben dreht sich hier derzeit im Wesentlichen um die Cannstatter Wasen. Im Wesentlichen, aber nicht ausschließlich. In der Fußgängerzone am Schloßplatz wird auch noch über Politik jenseits des Volkfestes gesprochen. Der Reporter vom NDR bat um ein Interview. Wieso trifft es eigentlich immer Hans-Hermann? Muß wohl am Hut liegen. Vielleicht sollte er künftig ohne Kopfbedeckung durch die Lande ziehen......

Mit einem 20 DM-Schein und wahlweise einem 20 Euro-Schein in der Hand wollte der ARD-Mitarbeiter eine ehrliche Antwort auf die Frage: „Welchen Schein hätten Sie lieber?" Hans-Hermann griff beherzt zu dem blauen Euro-Zwanziger und versicherte, daß sein Vertrauen in die Gemeinschaftswährung ungebrochen sei. Leider mußte er den Geldschein zu guter Letzt wieder abgeben. Auch mit Fernsehauftritten kommt man heutzutage nicht einmal mehr zu Reichtümern.

Vielleicht hätte das ARD-Team lieber einmal eine Reportage zum Thema: „Unsere Streitkräfte im Licht der Öffentlichkeit" machen sollen. Gestern noch liefen die verschiedensten heimischen Bauernhoftiere wohl geordnet über den Jahrmarkt. Heute marschierten mehrere Bundeswehrzüge direkt an unserem Campingplatz vorbei auf das Volksfest.

Na ja, marschieren konnte man das eigentlich gar nicht nennen. Einige Soldaten mußten von ihren Kameraden beidseits gestützt werden, so hackevoll waren sie. Und die gelbe Flüssigkeit in den Bechern war wahrscheinlich auch kein Apfelsaft. Man stellt sich die Frage, ob es dem Ansehen der Bundeswehr gut tut, in Uniform zum Besäufnis auszurücken. Wir waren einigermaßen entsetzt.

Es gibt aber noch mehr Uniformierte auf der Cannstatter Wasen. Im Grunde genommen ist die Tracht - sprich Lederhosen und Dirndl - der Dresscode für dieses Volksfest. Es ist wahrlich interessant zu beobachten, wie weit der Uniformitätsgedanke um sich gegriffen hat.

Wobei die Lederhosen bei den Männern einen nicht zu vernachlässigenden Nachteil haben. Bei dem Bierkonsum, der hier betrieben wird (die Maß zu 8,60 €), drückt allenthalben die Blase und die Toilettenkapazität ist wie immer begrenzt. Mann weiß sich da ja zu helfen und stellt sich irgendwo an Zäune und Büsche aber die Lederhose wird schließlich nur einmal im Jahr zum Volksfest getragen und dementsprechend schwer gängig sind die Knöpfe und Verschlußvorrichtungen.

Der unbeteiligte unbeschwipste nicht unter Druck stehende Zuschauer wird so immer wieder Zeuge eines „gespielten Witzes". Aber selbstverständlich sehen wir verschämt zur Seite....

Da wir von den wirklich interessanten Dingen des Lebens aus Gründen des Anstands und guten Geschmacks natürlich keine Fotos zeigen können, schließen wir diesen kleinen Wasen-Bericht mit ein paar Bildern von den wahnwitzigen Fahrgeschäften, die alle einen stabilen Magen und eine gehörige Portion Mut erfordern.

Die Hauptattraktion des Volksfestes scheinen aber die acht „Bierzelte" zu sein, die in Wahrheit riesige Holzhäuser sind, von denen jedes auf 40 LKWs angeliefert und zusammengebaut wird. Die 3000 - 6000 Sitzplätze pro Haus sind nicht genug. Man kommt nur mit Reservierungs-Armbändchen hinein (wie bei Hotels, die All-Inclusive-Gäste kennzeichnen).

Wir brauchen gar nicht hineinzugehen. Wir hören in unserem Womo die Live-Bands, die allerdings von den Mitgrölern in der Lautstärke noch übertroffen werden, aus mehreren dieser „Hütten" gleichzeitig. Da sich das Lied-Repertoire schnell wiederholt, kennen wir nun alle Schunkel-Songs auswendig.

So wird es Zeit, daß wir langsam wieder aufbrechen. Morgen wollen wir nach Heidelberg ins Tropeninstitut, um uns für die Afrika-Reise impfen zu lassen.

Wir verabschieden uns aus Stuttgart mit dem Schwäbischen Trinkspruch:

„'s Leba isch kurz, drom mach ebbes draus. Heb dei Glas ond sauf es aus."

In diesem Sinne, Prost!


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