1. Advent, 27. November 2022



Ist das verrückt oder ist das verrückt? 

Wir finden's ziemlich verrückt aber saugut!


Den ersten Advent bei tropischer Hitze erleben, trotzdem Glühwein trinken und Weihnachtslieder singen und mitten in der Nacht ein 1:1 der deutschen Nationalmannschaft wie einen Sieg feiern. Unsere Definition von verrückt! Es ist nicht unbedingt schlecht, wenn das Leben mal Kopf steht. Das ist wie bei Shampoo-Flaschen: Manchmal kommt dann mehr raus.


Wir hatten jedes Gefühl für Zeit und Raum verloren und waren deshalb ziemlich überrascht, beim Frühstück im Buffet-Restaurant ein Knusperhäuschen mit Weihnachtsplätzchen unter einem strahlenden Tannenbaum zu sehen. Sollte heute tatsächlich der erste Advent sein? Unfaßbar!



Seit Wochen nehmen wir fast jede Mahlzeit unter freiem Himmel ein. Unser Lieblingsplätzchen (Achtung Wortspiel!) ist dabei die große Außenterrasse am Heck des Schiffes, wo wir heute die Schoko-Mürbeteig-Kekse zu unseren Lieblingsplätzchen erkoren. 

Allerdings durfte man nicht allzu viele auf einmal aus dem klimatisierten Inneren des Backstuben-Restaurants nach draußen holen, sonst mußte man die geschmolzene Schokolade mit dem Löffel vom Teller kratzen.



Die Anzeigetafel bei der Handtuchausgabe gibt jeden Tag die aktuelle Wassertemperatur 

bekannt: 28°C, das ist schon Indischer Ozean.



Zusammen mit gut 30°C Lufttemperatur im Schatten ergibt das ideales Poolwetter. 


Auf dem Oberdeck weht stets ein laues Lüftchen und die Eisbar ist auch nie weit entfernt. 


Wer denkt da allen Ernstes daran, daß die Vorweihnachtszeit angebrochen ist?




Die Schiffsbesatzung tut alles dafür, daß wir den Kalender nicht ganz vergessen in dieser großen tropischen Wohlfühlblase, in der wir uns befinden. Passend zum ersten Advent verwandelte sie das Pooldeck in einen Weihnachtsmarkt mit Buden voller gebrannter Mandeln, kandierter Äpfel und einem strahlenden Tannenbaum.



Auf der Bühne erschienen Weihnachtsmänner und Weihnachtsfrauen, die bei genauerem Hinsehen sehr dem Schiffs-Ensemble der Sänger und Tänzer ähnelten, die zu Halloween ein Gruselspektakel veranstaltet hatten.



Nun also „Last Christmas“ und „Jingle Bells“. Der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt. Ein bißchen taten uns die Nikoläuse- und läusinnen schon leid in ihren Rauschebärten, Stiefeln und langen Mänteln während wir in Flipflops und kurzen Kleidern das Geschehen verfolgten.




Auch spät in der Nacht mußte noch ein wichtiges Geschehen verfolgt werden. 


Wegen der Zeitverschiebung startete das Public Viewing weit nach Mitternacht, denn Anpfiff für das zweite Gruppenspiel der deutschen Mannschaft in Katar war nach unserer Zeit erst um 0:30 Uhr.


 Trotzdem fanden sich wieder hunderte von Fans in der Freiluftarena ein und fieberten mit unseren Jungs.


Wer spricht eigentlich immer von der „großen tropischen Langsamkeit“? Hier auf der Mein Schiff 5 ist davon nichts zu spüren. Wir sind wie auf Drogen, high bis zum Anschlag durch diese nicht enden wollende Wärme und die vielen Sonnenstunden, die ungeahnte Kräfte freisetzen. Mittlerweile zieht unser schwimmendes Zuhause seine Bahnen entlang der Westküste Indiens. Wir können uns kaum noch vorstellen, dieses Schiff jemals wieder zu verlassen.

Als wir gestern eine zufällig Mitreisende fragten, ob sie das Foto am Heck (siehe oben!) von uns aufnehmen würde, wollten wir als Requisite vorher noch ein Bier zapfen. Auf die Frage, ob sie so lange Zeit hätte, antwortete sie: „Selbstverständlich, ich wohne hier.“

Ja, wir alle wohnen friedlich zusammen auf diesem wunderbaren Schiff und wünschen uns momentan an keinen anderen Ort der Welt.


Man klebt in der Zeit wie ein Kaugummi unter einer Tischplatte und keiner möchte an morgen denken. Endloses Blau und sanftes Meeresrauschen. Wie ein Pulsschlag der Gefühle. Nach drei Seetagen sind wir im Flow. Morgen hängen wir noch einen weiteren Seetag dran, bevor Sri Lanka in Sicht kommt….





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