Samstag, 28. Juli  2018
Wir sind gerade in Peking

 

 

Man nimmt den Schlaf, wenn man kann   -  (Adrian)

 

Dieses Zitat von einem unserer Tour-Teilnehmer lag schon lange als mögliche Überschrift in der Schublade und heute kommt es zum Einsatz. Adrian hatte uns mit seinem unnachahmlich trockenen Schweizer Humor kürzlich diesen Satz geschenkt und Kathrin hat ihn gut aufbewahrt in der Gewissheit, daß er irgendwann genau passen würde.

 

Und tatsächlich: Heute war es so weit. Pünktlich wie im Programm vermerkt, starteten wir bereits um 8 Uhr in den Tag. Wir hatten 90-120 Minuten veranschlagt für die Fahrt zur Großen Mauer. In der Realität steckten wir jedoch geschlagene 4 Stunden im Stau. Das ist Peking!

 

Jeder nutzte die Zeit auf seine Weise. Die meisten schliefen ein wenig als Ausgleich für die anstrengenden Tage, die wir derzeit erleben. Das Reiseleiter-Team praktizierte Arbeitsteilung. Während Zhang vorne am Mikrofon Details zur Strecke und Mauer referierte, durfte Tsyren hinten schlafen. Sonst ist er immer der Fahrer und muß hellwach sein - heute saß er nicht am Steuer und durfte entspannen. Währenddessen erstellten Hans-Hermann, Yong Zhi und Kathrin auf dem I-Pad das Roadbook für die nächste Etappe. In China ändert sich alles so schnell, daß man die Etappen-Infos brandaktuell schreiben muß, sonst sind sie veraltet, sobald sie gedruckt werden. 

Auch in Datong, dem nächsten Etappen-Ort, bekommen wir in diesem Jahr einen ganz neuen Stellplatz, der nun erst einmal eingearbeitet werden muß. Da konnte die Zeit im Stau sinnvoll genutzt werden. 

 

Irgendwann nach wirklich und ungelogen 4 x 60 Minuten war das Mauerstück von Juyongguan erreicht und alle atmeten auf, daß man sich endlich die Beine vertreten und die große Halle der Harmonie aufsuchen konnte. Letzteres ist ein Spruch von Zhang, der stets die Toiletten so bezeichnet. Und dann konnte man sich ernsthaft die Beine vertreten......die Mauer ging recht steil nach oben in mehrere Himmelsrichtungen. 

 

 

Da die Stufen sehr unterschiedliche Maße haben und die Temperatur wieder weit über 30 Grad lag bei gefühlt wahrscheinlich 111 % Luftfeuchtigkeit, war es eine sportliche Herausforderung. Das kann man wohl sagen!

 

 

Den Chinesen scheint die Hitze nicht so viel auszumachen.

Sie scheuen allerdings die Sonne wie der Teufel das Weihwasser.

Es darf bloß keine Sonne an die Haut, denn weiß gilt als schön.

 

Nachdem wir uns zufrieden abgeklatscht hatten nach dem Motto: „Ich habe die Chinesische Mauer erklommen! Und was könnt Ihr?“ ließen wir uns zum Sommerpalast der Kaiser bringen. Als Symbol seiner Macht, hatte er sich ein Marmorboot bauen lassen. 

 

Das Mamorboot fährt nicht, sondern stellt einen Pavillion dar, der auf mehrere Arten täuscht: Weder ist er ein Boot noch wurde er aus Mamor gefertigt, sondern aus Holz mit mamorartiger Bemalung. Der Bau ist eine Anspielung an einen berühmten Rat, den man dem Kaiser schon im 7. Jahrhundert gab: Das Wasser, das ein Schiff trägt, bringt es auch zum Kentern. Gemeint war das Staatsschiff. Hier im Sommerpalast hatte der Kaiser nun ein unsinkbares Schiff und setzte damit ein Zeichen für alle, die an seiner Macht zweifeln mochten.

 

 

Mit Wasserfahrzeugen anderer Art ließen sich die Touristen über den großen See schippern. Drachenboot ahoi!

 

 

Durch das beeindruckende Drachentor gelangt man zum See.

 

 

Die Kaiser wußten schon, wo sie bauen müssen. Am künstlich ausgehobenen See unter vielen Schattenbäumen herrschten angenehme Temperaturen. Überall wucherten Lotuspflanzen und reckten ihre auffällig pinkfarbenen Blüten in die Höhe.

 

 

Wir mußten leider den Besuch im kaiserlichen Garten etwas einkürzen, um die im Stau „verschlafene“ Zeit wieder ein wenig einzuholen. Am Abend sollte uns noch eine Kung-Fu-Show geboten werden. Wenn in China, dann darf so eine landestypische Aufführung natürlich nicht fehlen.

 

 

Mit viel Schwung, Farbe, Musik und Geschichten wirbelten die Mönche über die Bühne. Sensationell, welche Körperbeherrschung dahinter steckt! Da wird selbst der müdeste Peking-Tourist seine Augen offen halten!

 

 

Eure Berichterstatter, liebe Leser, gehen allerdings langsam auf dem Zahnfleisch. Fünf Stunden Schlaf sind auf Dauer einfach zu wenig. Daher verabschieden wir uns für heute und versuchen, bis morgen früh wieder fit zu sein. Schließlich steht dann der letzte dieser Mammut-Besichtigungstage bevor. Aber Müdigkeit hin, Müdigkeit her - ein kleines Geheimnis müssen wir doch lüften: Wir haben uns verliebt. Zumindest ein bißchen......in dieses laute, heiße, überfüllte China. Das Land, in dem die Menschen lächeln, egal wie bescheiden ihr Leben verläuft.

Aber psst! Nicht weiter sagen!

 

Und nun werden wir den Schlaf nehmen, der uns heute schon den ganzen Tag gefehlt hat......


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