Freitag, 30. August  2019
Wir sind gerade in Kirgistan angekommen

Mù yǐ chéng zhōu

(Das Holz ist bereits zum Boot geworden).........

.........oder anders gesagt: Die Sache ist gelaufen, der Reis ist schon gekocht.

Wir haben den westlichsten Punkt unserer China-Reise erreicht. Wir haben es geschafft! Yeah!
Durch einen mittelschweren Sandsturm sind wir auf einer gerade einmal drei Wochen alten Autobahn nach Kashgar gelangt. Diesen wichtigen Knotenpunkt auf der Seidenstraße haben wir im letzten Jahr nur mühsam erreicht. Unzählige Baustellen und Polizeikontrollen hatten uns mürbe gemacht. So hatten wir großen Respekt vor dieser über 500 Kilometer langen Etappe. Zu unserer Überraschung rollten wir nun wie auf Schienen, 400 Kilometer lang gab’s keine einzige Polizeikontrolle und zu Anfang nur einen klitzekleinen Polizeikonvoi. Glück gehabt!
 
 
Von hier aus werden wir uns auf den Weg zur Grenze nach Kirgistan machen. Aber zuvor gönnen wir uns einen Ruhetag, um das orientalische Kashgar zu besichtigen. Die Altstadt ist gut erhalten.
 
 
Unser letzter Tag in China erfüllt uns mit vielen bunten Eindrücken.

In den Gassen der alten Stadt kann man sich gar nicht satt sehen an den bunten Ständen, und überall gibt es fremde Speisen zu probieren.
 

Nach mehreren Fahrtagen durch die südliche uigurische Provinz mit vielen Kilometern und nervenaufreibenden Polizeikontrollen, sollte unser Abschied von China geprägt sein vom Leben der einfachen Menschen. Besonders spannend ist es, den Bäckern zuzusehen bei ihrer schweißtreibenden Arbeit. Sie benutzen nämlich einen Ofen, in dem tief unten die glühend heißen Kohlen die Wände aufheizen. Die runden Teigstücke werden angefeuchtet und ans Innere der Ofenwand geklebt. Diese uigurischen Fladen schmecken einfach göttlich, wenn sie so frisch hoch „geangelt“ und warm verspeist werden.

Im „Oberdorf“ bummeln wir durch die Gassen, in denen die hübsch geschnitzten Türen und Wände mit vielen grünen Pflanzen verschönert werden.

Zu jeder orientalischen Stadt gehört auch ein Bazar, der so bunt ist, wie das Leben selbst. In großen Säcken wird vieles angeboten, wie zum Beispiel Gewürze in allen Varianten. Herrlich!

Und dann ist es tatsächlich so weit. Der Abschiedsabend ist gekommen. Nach 50 Tagen sagen wir Reiseleiter: Auf Wiedersehen! Es werden Reden gehalten, Lieder gesungen, Geschenke übergeben, Emotionen wühlen uns auf!
 
 
Mit stehenden Ovationen werden unsere lokalen Guides Zhang und Yong Zhi verabschiedet. Ohne diese beiden genialen Typen wäre die Seidenstraßen-Tour nicht wirklich denkbar. Sie sind seit den Anfängen schon dabei und haben für jedes Problem eine Lösung, bevor es überhaupt zum Problem wird. Auch wir Reiseleiter verbeugen uns vor diesen beiden Chinesen, die in Vielem so anders sind als wir, mit denen uns mittlerweile aber eine tiefe Freundschaft verbindet.
 
 
Am nächsten Tag steht er bevor - der Grenzübergang nach Kirgistan! Im Morgengrauen versammeln wir uns zum Konvoi und fahren gemeinsam zum ersten Polizeiposten.
 
 
Alle sind ein wenig aufgeregt, denn wir haben viele Stationen zu durchlaufen, bevor wir auf 3760 m Höhe durch das berühmte schwarze Tor China endgültig verlassen dürfen. Selbstverständlich herrscht absolutes Fotografierverbot, wie hier auf dem Weg zum neuen modernen Grenzterminal im Tal.
 
 
Wir stehen unter Streß. Mit zwei lokalen Agentur-Mitarbeitern und unseren vertrauten lokalen Guides wollen wir alles tun, damit wir die Grenzstation im Tal vor der Mittagspause verlassen können. Diese Mittagspause dauert nämlich geschlagene drei Stunden und wird strengstens eingehalten. Während dieser Zeit stehen alle Räder still und wir müßten Däumchen drehen. Und tatsächlich! Noch nie zuvor ist es gelungen! Wir schaffen es! Alle Fahrzeuge sind geröntgt, alle Pässe gestempelt, alle Kontrollen sind durchlaufen etwa 50 Sekunden bevor diese ominöse Mittagspause planmäßig beginnen soll. Yeah! Die Gruppe freut sich wie Bolle!
 
Auf geht‘s hoch zum Torgat Pass! Durch eine beeindruckende Berglandschaft, in der wir noch dreimal (3x!) an Grenzposten aufwendig kontrolliert werden, fahren wir Kirgistan entgegen.
 
 
Wir passieren das schwarze Tor gegen 18:22 Uhr und dürfen sofort die Uhren um zwei Stunden zurück stellen. Wir rollen erleichtert durchs Niemandsland dem kirgisischen Zoll entgegen.
 
 
Auf kirgisischer Seite sind wir weitere 90 Minuten beschäftigt, bevor wir endlich in tiefere Regionen absteigen dürfen. Die Luft auf über 3700 m Höhe war ziemlich dünn und wir sind froh, daß unser Übernachtungsplatz wesentlich tiefer liegt. Nach rund 70 Kilometern halten wir Reiseleiter am Straßenrand an und klatschen uns mit allen Tour-Teilnehmern ab, die nach und nach anrollen. Wir schicken sie links runter von der Straße und im letzten Tageslicht erreichen sie das „Camp Windige Hochebene“, einen Naturplatz mitten in der traumhaften Natur Kirgistans.
 
 
Erst am nächsten Morgen wird allen bewußt, was wir da am Vortag geschafft hatten. Unser verehrter Chef Kostya bezeichnet diesen Grenzübergang bei Kashgar stets als die „Mutter aller Grenzen“, weil es so lange dauert, so unfaßbar mühsam ist, so unberechenbar, so absurd, so durch und durch gaga. Und weil der Kontrast größer kaum sein könnte. Hier in Kirgistan haben wir plötzlich Freiheit, klare Luft, Stille und Weite!
 
 
Und genau hier sind wir Berichterstatter am Ziel angekommen. Wir übergeben beim ersten Meeting auf kirgisischem Boden die Reiseleitung des letzten Abschnitts der Seidenstraßen-Tour an Jörn und Su. Hans-Hermann setzt Jörn symbolisch seinen Hut auf und wünscht viel Glück auf den kommenden Etappen.
 
 
Auch die Berichterstattung legen wir in die Hände von Jörn und Su. Liebe Leser, wir sind am Ende unserer Seidenstraßen-Geschichten. Von jetzt ab werden die Berichte aus der Feder der Kollegen kommen. Ihr findet sie auf der Homepage von Abenteuer Osten
 
Danke fürs virtuelle Mitreisen, Danke für das große Interesse an unserer Tour. Die Seidenstraße 2019 geht nun in die dritte Phase! Jeder Abschied ist die Geburt einer Erinnerung!
In diesem Sinne macht‘s gut! Tschüß!
 

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