Freitag, 30 März 2012

7. Etappe: Camp Letaba (Krügerpark) - Camp Satara (Krügerpark) 80 Km

Erschöpft aber glücklich

Wir sind alle etwas müde von der Hitze und den staubigen Straßen. Seit wir in Südafrika sind, haben wir mehr oder weniger das normale Zeitgefühl verloren. Wer steht schon im März um 5 Uhr auf und geht gegen 20 Uhr zu Bett? Ab 18 Uhr herrscht hier tiefschwarze Nacht und der Körper denkt, es sei schon viel später.

Als Waltraud gestern anmerkte: „Ist eigentlich schade, daß es schon um 18 Uhr dunkel wird." Da schlug Mannes trocken vor: „Stell doch einfach Deine Uhr drei Stunden vor, dann paßt es wieder!" Diese Weisheit drückt sehr treffend unsere Stimmung aus. Wir müssen extra ganz bewußt auf einen Kalender schauen, um herauszufinden, welchen Wochentag und welches Datum wir schreiben. Wie spät es ist, erkennen wir am Stand der Sonne, an der aufkommenden Hitze (meist gegen 8 Uhr morgens!) und am Verhalten der Tiere. Sind die Hippos schon zum Grasen an Land gegangen oder liegen sie noch faul im Wasser?

In Afrika ticken die Uhren anders und wir richten unseren Tagesablauf nach den Tieren. Am frühen Morgen kriechen alle nach und nach aus ihren Wohnmobilen, man hört die Schiebetüren leise ratschen und schon bald geht es auf die Pirsch. Heute in der Früh sind wir um 6:10 Uhr gestartet und lagen damit im guten Mittelfeld.

Frühes Aufstehen wird eigentlich immer belohnt. Entweder sieht man die Tiere in besonders schönem Licht und besonders nah oder aber man hat zumindest zwei Stunden in moderater Temperatur gewonnen, bevor die Sonne wieder erbarmungslos vom Himmel brennt. Um 5 Uhr herrschten heute 26 Grad C und am Nachmittag 40 Grad C. Dazu eine drückende Schwüle, die uns allen zu schaffen macht.

Umso mehr genießen wir die Tiererlebnisse am frühen Morgen und am Fluß oder Wasserloch, wo es etwas kühler ist. Auch auf die Gefahr hin, daß Ihr nun fürchtet, schon wieder mit Elefantenbildern überhäuft zu werden, müssen wir ein paar Leckerbissen dieser eleganten Tiere zeigen. Kurz nach unserer Abfahrt vom Camp Letaba sahen wir neben der Straße im Morgengrauen eine große Herde, die sich langsam Richtung Straße durchfraß. Auf diesem „Suchbild" sieht man, was wir sahen beim Vorbeifahren - nämlich relativ wenig. Man muß schon ganz genau schauen, um die Tiere zu erkennen!

Wir blieben mit dem Wohnmobil am Straßenrand stehen und warteten einfach ab. Von der anderen Seite kamen Jeeps, die ebenfalls stehen blieben. Die kleine Bilderserie läßt Euch quasi „live" dabei sein:

Etwa 60 Dickhäuter aller Größen marschierten nach und nach direkt vor uns über die Straße. Ganz und gar lautlos und geordnet. Man kann immer einen großen Bullen abseits stehen sehen, der offensichtlich die Lage absichert. Wenn alle wohlbehalten auf der anderen Seite angekommen sind, geht er zuletzt. Allein dieses Sozialgefüge beobachten zu können, ist ein Genuß.

Leider waren wir zu dieser Zeit allein unterwegs. Gern hätten wir ein Foto gezeigt mit einem unserer Expeditionsfahrzeuge im Hintergrund. Da es aber strengstens verboten ist, im Krügerpark auszusteigen (außer an ein paar wenigen speziell gekennzeichneten Stellen), konnten wir auch unsere ISO nicht als Farbtupfer zwischen den Grautieren fotografieren.

Ein paar Kilometer weiter aber trafen wir das Gitz-Team und das Promo-Team auf der Brücke über den Olifants River. Hier besteht Aussteigemöglichkeit. Offensichtlich kommen die Krokodile nicht bis ganz hoch auf die Brücke.

Zumindest hofften wir das, während wir sie fasziniert beobachteten.

Wir zogen dann mit dem Gitz-Team weiter - immer Ausschau haltend nach der nächsten Elefantenherde. Laut Kuga Tours Routenbeschreibung hätten wir die Strecke über einen Damm fahren sollen. Als wir den Zustand des Straßenbelags sahen, haben wir uns dann doch lieber für einen Umweg entschieden.

Über sogenannte „Dirt-Roads" ....

(....und treffender könnte man es auch kaum ausdrücken, denn unsere Fahrzeuge waren hinterher dreckig von Kopf bis Fuß!)

....gelangten wir an eine zauberhafte Flußlandschaft, wo uns schon wieder Krokodile begegneten.

Man wundert sich immer, daß die Reiher und die anderen Wasservögel keine Angst vor den spitzen Zähnen haben.

Nach einem gemeinsamen Picknick im Ansitz fuhren wir zum nächsten Wasserloch. Wir haben gelernt, daß die meisten Tiere dort anzutreffen sind, wo Wasser ist. Und tatsächlich konnten wir eine Familie Tschakma Paviane beobachten, von denen uns besonders die Art gefiel, wie das Junge als Cowboy auf der Mutter reitet.

Bloß Löwen konnten wir keine finden, so sehr wir die Augen auch über das Savannengras schweifen ließen. Einen abgenagten Wasserbüffel sahen wir am Straßenrand. Aber niemanden, der ihn verschmaust hatte. Dafür fiel uns kurz vor unserem Camp ein großer Raubvogel auf, der offensichtlich seine Mahlzeit auf der Straße einnahm und vor dem herannahenden Fahrzeug das Weite suchte. Als wir uns näherten, erkannten wir die Überreste einer fast 2m langen grünen, hochgiftigen Baumschlange. Wieder waren wir einigermaßen geschockt über die von uns gern verdrängte Tatsache, daß es hier in Afrika reichlich giftige Schlangen gibt.

Beim Schwimmen im Campingplatz-Pool versuchten wir kurz danach, die Körperkerntemperatur wieder auf ein vernünftiges Maß herunter zu kühlen. Als wir Henry beim Planschen fragten, ob er auch die tote Schlange gesehen hätte, antwortete er mit Bedauern, daß er es sei, der sie auf dem Gewissen habe. Sie war ihm mitten auf der Straße ungebremst ins Auto geschlängelt, so daß er sie erwischt hatte. Vielleicht hat er uns damit das Leben gerettet, denn die „Unfallstelle" war nicht weit vom Camp entfernt ......


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