Samstag, 30. Juni 2012

56. Etappe: Windhoek - Sossusvlei  332 Kilometer

Wenn La Stradas zu Amphibien werden

Was für ein Tag! Auf der Verlustmeldung stehen heute 5 Reifen, 4 Radkappen und 3 Nummernschilder!

Die namibischen Schotterpisten sind Mord fürs Material. So könnte man die Sache auch zusammenfassen. 242 Kilometer der heutigen Fahrstrecke verliefen auf grobem Schotter. Dies forderte von Fahrern und Kastenwagen schlichtweg ALLES.
Die Paßstraße über den Remhoogte verlief durch wunderschöne Berglandschaft, womit zumindest der Beifahrer für die Rüttelei entschädigt wurde.

Zwischendurch fühlte man sich zwar wie in einem Vergnügungspark mit Aquabahn, bei der die Karussell-Kabinen mit voller Fahrt durchs Wasser gezogen werden, aber für unsere La Stradas war das ganz und gar kein Problem.

Die Achterbahnfahrt ging weiter und wurde sogar noch um ein weiteres Hindernis ergänzt. In der Senke vor dem nächsten Wasserloch lauerten uns Rindviecher auf und staunten nicht schlecht, als sich die La Stradas kurzerhand in Amphibienfahrzeuge verwandelten.

Nach der letzten Wasserdurchfahrt trafen wir auf das JaPa-Team, das mit geöffnetem Werkzeugkoffer am Straßenrand beschäftigt war. Au Backe! Was ist jetzt kaputt? Zum Glück stellte sich heraus, daß sie bloß ihr Kennzeichen verloren, wiedergefunden und mit Nylonfaden provisorisch befestigt hatten.

Ein Blick auf unsere Front ließ die Befürchtung zur Gewissheit werden. Auch das Kennzeichen des ISO-Teams war verschwunden. Also zurück! Tatsächlich war es wohl einem mittelgroßen Stein im Wasserloch zum Opfer gefallen. Aber es ragte noch aus dem Wasser . . . wenn auch mit leichten Blessuren. Weiter ging die Fahrt - immer in Richtung Dünen - der Namib-Wüste entgegen.

Ganze 25 Kilometer vor dem Ziel hörten wir über Funk nur ein leises Kratzen. Auf den Schotterpisten halten wir zwangsläufig einen größeren Abstand, weil der Staub sonst unerträglich wäre. Da reißt die Funkverbindung schon mal ab. Das hinterher fahrende Promo-Team kam aber trotz Geschwindigkeitsverlangsamung einfach nicht näher. Also kehrten wir auf dem Absatz um und fuhren unserem eigenen Staub entgegen. Was wir sahen, war ein geplatzter Reifen und ein Achilles, der bereits den Wagenheber angesetzt hatte. Schnell war der gefetzte Reifen gewechselt und weiter ging die Fahrt.

Gleiche Reihenfolge, gleicher Abstand! Zehn Kilometer weiter hörten wir wieder ein Kratzen über Funk. Also Rückwärtsgang rein und zurück! Schon wieder stand Achilles kopfschüttelnd und gestikulierend am Straßenrand. Auch der zweite Hinterreifen war geplatzt. Nun war guter Rat teuer. Das ISO-Team hatte nämlich sein Ersatzrad gegen ein defektes eingetauscht - getreu der Idee, daß wir sowieso mit den Schweizern zusammen unterwegs sind und uns gegenseitig helfen könnten. Ein Ersatzrad für zwei Fahrzeuge müßte reichen. Wir hatten nicht mit der zerstörerischen Macht des Schotters gerechnet....

Also ließen wir Achilles und Irma in der Wüste zurück und eilten zum Campingplatz, um bei einem anderen Camp Challenger einen Ersatzreifen zu besorgen. Zu guter Letzt kamen wir alle gesund und heil im Camp an, allerdings mußte die Hälfte der Fahrzeuge heute einen Reifenschaden vermelden.

Das Renault-Team hatte zwar auch sein Kennzeichen verloren, verfügt aber noch über den Luxus von insgesamt fünf gesunden Reifen. Manfred wurde etwas mulmig, weil er befürchtete, nun als nächster an der Reihe zu sein. So machte er am Nachmittag schon einmal Trockenübungen, um sich auf den Ernstfall vorzubereiten. Was für ein Tag!


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