Dienstag, 31. Oktober  2017
Wir sind gerade in Camooweal

26. Tag / Fahrtag 17: McKinlay - Camooweal 417 Kilometer 

 

"Wer alle Sorgen dieser Welt vergessen will, braucht nur Schuhe zu tragen, die eine Nummer zu klein sind."

(Mark Twain)

 

Ja, da hat der Mark Twain gut reden. Hier im heißen Australien tragen wir doch fast alle bloß Badeschlappen, FlipFlops, offene Sandalen - da drückt kein Schuh! Deshalb können wir manche Sorgen natürlich auch nicht so ohne weiteres vergessen......

 

Seit ein paar Tagen fahren wir jeden Tag viele hundert Kilometer durch die unendlichen Weiten des Outbacks und freuen uns über die karge, klare Schönheit der Landschaft.

 

 

Diese Einsamkeit des Outbacks hat auch ihre Tücken, denn man könnte natürlich eine Panne haben fernab der Zivilisation. Was dann? Unser Franz hat heute tatkräftig bewiesen, wie man damit umgeht. Ob dieser Reifenplatzer zu verhindern gewesen wäre, wenn Franz & Hedwig nicht in die Schotterstraße abgebogen wären, bleibt dahin gestellt. Irgendwie hörten sie das Navi laut und deutlich sagen, daß es rechts abgeht und das ausgerechnet an einer Stelle, an der eine wilde Sand- und Steinpiste zur Rechten lag. Daß sowohl die eingezeichnete Karte als auch das Roadbook eine andere Sprache sprachen, ignorierten sie zu Gunsten der Annahme, daß der Kuga-Olaf vielleicht ins Navi eine ganz besondere Überraschung eingebaut hatte.

 

 

Es kam, wie es kommen mußte......der rechte hintere Reifen platzte und dann war guter Rat teuer. Unser Franz zögerte nicht lange, holte den Wagenheber heraus und wechselte den Reifen. Die von Einheimischen angebotene Hilfe lehnte er dankend ab, die Reiseleitung informierte er erst als die Arbeit getan war und schon bald setzten die beiden fröhlich ihre Fahrt fort. Telefonisch arrangierten wir einen Reifenkauf und dann war Franz sogar wieder voll ausgerüstet und für alle Fälle einsatzbereit. Toll gemacht!

 

Wo wir nur mickrige sechs Reifen an unseren Sprintern haben, haben die riesigen Road Trains so viele, so weit können wir gar nicht zählen. In dieser Gegend treiben sich nämlich noch längere Gefährte herum als bisher.

 

 

Mit vier Anhängern sehen die LKWs schon gewaltig aus aber es soll sogar welche mit fünf oder sechs Aufliegern geben. Wie winzig wirken dagegen unsere Wohnmobile.

 

 

Die Road Trains haben vorne einen sogenannten Känguru-Fänger, mit dem sie unvorsichtige Beuteltiere, die die Straße überqueren, einfach über den Haufen fahren. Dementsprechend viele liegen am Straßenrand und dienen als Frischfutter für andere Tiere. Auch die wesentlich selteneren Emus müssen sich hüten beim Seitenwechsel. Dieser hatte Glück, daß anstelle eines Truckfahrers Franz am Steuer saß und ihn leben ließ.

 

 

Je weiter wir gen Westen kamen, desto bergiger wurde das Land. Eine hübsche Abwechslung zu der endlosen Ebene der letzten Tage.

 

 

Auf halber Strecke kamen wir durch das Bergbaustädtchen Mount Isa. Hier wird in großem Stil Kupfer, Silber, Blei und Zinn gefördert. Hochöfen und Fördertürme bestimmen das Stadtbild. Für uns war es eine willkommene Gelegenheit, unsere Vorräte großzügig aufzufüllen, bevor wir weiter durch die Wildnis reisen.

 

 

Schon vor der Stadt hatten wir auf weiten Strecken gesehen, daß es vor nicht allzu langer Zeit gebrannt haben mußte.

 

 

Kaum hatten wir Mount Isa verlassen, fuhren wir auf eine gigantische Rauchwolke zu, die uns abermals Sorgenfalten auf die Stirn trieb. Was, wenn unser Weg irgendwann durch Rauch oder Feuer versperrt ist? Die Rauchschwaden waren dadurch so besonders schwarz und angsteinflößend, daß Eukalyptusbäume ein Raub der Flammen wurden. Deren ätherische Öle lassen den Rauch so schwarz aussehen. Zunächst gaben wir innerlich Entwarnung, denn die Straße machte glücklicherweise einen Knick nach rechts, weg vom Feuer.

 

 

Dann aber entdeckten wir plötzlich frische Flammen direkt am Straßenrand. Obwohl wir uns sonst über die extrem schwache Verkehrsdichte freuen, da man absolut entspannt auch weite Strecken fahren kann, hofften wir heute auf Gegenverkehr, um ablesen zu können, ob die Straße weiterhin passierbar ist. Jeder, der uns entgegen kam und keine Stopp-Zeichen von sich gab, war uns willkommen.

 

 

Wie wohl die unzähligen Termiten, die in dieser Gegend ihre Wohnung gebaut haben, mit dem Feuer umgehen? Sie können nicht umziehen. Wir aber lenkten unsere rollende Ferienwohnung einfach weiter Richtung Camooweal und waren irgendwann raus aus der Gefahr.

Eine Sorge weniger!

Bis der letzte aus der Gruppe im Ziel war, konnten wir allerdings die Sorgen dieser Welt nicht vergessen - egal in welchen Schuhen wir über den Van Park gingen. Als Franz & Hedwig endlich eintrudelten, waren wir natürlich dankbar, daß sie alles gut überstanden hatten. Franz war entspannt und freute sich über den neuen Reservereifen. Für die morgige letzte lange 600er Etappe hoffen wir auf einen Schutzengel für alle Tour-Teilnehmer!


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