Über allen Gipfeln ist Ruh'
In allen Wipfeln spürest Du
kaum einen Hauch;
Die Vögelein schweigen im Walde...

(Goethe passt eigentlich immer...)

3-Gipfel Kurzurlaub im Bayerischen Wald und weiter nördlich

Wir sind nur für ein paar Tage im Bayerischen Wald und haben im Vorwege keinen richtig schönen Stellplatz gefunden. So fahren wir zunächst nach -Grafenau-. Es ist die älteste Stadt weit und breit - bereits 1376 von Kaiser Karl IV. gegründet. Hier gibt es einen kostenfreien Stellplatz mit V+E in der Freyunger Straße am Rande des Kurparks mit seinem künstlich angelegten Kurparksee. Es handelt sich um einen großen, schmucklosen, ruhigen Schotterplatz nahe der kleinen Innenstadt und doch am Stadtrand.
Von hier radeln wir zum 17km entfernt gelegenen Lusen-Parkplatz. Das allein ist schon eine schweißtreibende Angelegenheit und fordert eine kleine Vesperpause in der Unterstellhütte. Von diesem auf halber Höhe gelegenen „Basislager" nehmen wir den „Sommerweg" Richtung Gipfel. Die Landschaft ist karg und die von der Borkenkäferplage abgetöteten Bäume ergeben ein schauriges Bild.

In schneearmen Wintern und trocken-warmen Frühlingszeiten hat sich dieser Schädling massenhaft vermehrt und teils über hundert Jahre alte Fichtenbestände vernichtet. Es zeigt sich hier ein wahrer Geisterwald.
Auf der „Himmelsleiter" kann man über rund 500 Felsblockstufen gefahrlos, wenn auch abenteuerlich, den 1373m hohen Lusen erklimmen.

 

 

Oben angekommen findet man unzählige, wild verstreute, teils über eineinhalb Meter lange Granitquader, die von gelbgrünen Flechten überzogen sind. Der Sage nach war's der Teufel, der einst den Gipfel in ein riesiges Blockmeer verwandelt hat - die Geologen führen das Phänomen allerdings auf die Eiszeit zurück. Am Fuße des Lusen verläuft die Grenze zu Böhmen. Gipfelglück bedeutet, nach dem anstrengenden Aufstieg am hölzernen Gipfelkreuz eine Verschnaufpause einzulegen und die Aussicht zu genießen!

Zurück geht's auf dem bequemen „Winterweg", der uns in der halben Zeit (etwa 45 Minuten) zurück zum Parkplatz führt, wo wir wieder unsere treuen Drahtesel besteigen. Bis hierher hätten wir allerdings auch mit einem der „Igelbusse" fahren können, die durch den Nationalpark pendeln, unter anderem vom Stellplatz in Grafenau.

Nach dieser „warm-up-Wanderung" wollen wir am nächsten Tag auch den mit 1453m höchsten Gipfel des Nationalparks bezwingen, den Großen Rachel. Um Kräfte für den Aufstieg zu sparen, fahren wir mit unserem Phoenix bis -Spiegelau-, wo es einen kostenfreien Park-and-ride-Platz gibt. Von hier fahren die Nationalparkbusse bis zum 6km steil bergauf gelegenen Parkplatz Gfäll. Über gut markierte Wanderwege gelangen wir zum geheimnisvollen Rachelsee, der nur einen pH-Wert von 4 haben soll und wegen dieser Übersäuerung keine Fische beherbergt. Auch hier erschreckt man, wie schon am Lusen, über die vielen vom Borkenkäfer dahingerafften Bäume.



Von hier sind es noch 75 Geh-Minuten bis zum Großen Rachel. Der Weg wird zunehmend steinig und steil.

Auf halber Strecke kommen wir an einer kleinen Kapelle vorbei, die auf einem Felsvorsprung malerisch gelegen ist und den Blick auf den Rachelsee freigibt.

Über steinige Treppen erreichen wir einigermaßen erschöpft den Gipfel, der von einem majestätischen Kreuz gekrönt wird. Nach allen Richtungen eröffnet sich ein freier Blick über Wälder und die anderen Wanderziele im Bayerischen Wald wie z.B. den Arber. (Leider müssen wir weitere Herausforderungen auf den nächsten Besuch in dieser Gegend verschieben.)

Nach dem Blick ins Land folgen wir auf der anderen Rachelseite einem leichten, wenn auch steilen, Abstieg. Zunächst aber wird in der 15 Minuten unterhalb des Gipfels gelegenen Schänke ein großes Bier gezischt. Durst ist schlimmer als Heimweh!

 

Eine Tageswanderung macht müde und so übernachten wir auf dem P+R-Platz, der idyllisch parzelliert angelegt und außerhalb von Spiegelau gelegen ist, obwohl das kostenfreie Parken eigentlich nur von 6 - 22 Uhr erlaubt ist. Aber es scheint niemanden zu stören.
Aller guten Dinge sind drei. Wir müssen zwar wieder Richtung Norden fahren, denn unsere Urlaubstage sind begrenzt, aber auf halber Strecke machen wir nach 400km in der Rhön in 
-Poppenhausen-  Station.

Der kleine gepflegte Gemeinde-Stellplatz ist einladend und liegt am Fuße der Wasserkuppe . So kommt es, wie es kommen muß: Am 3. Tag der 3. Gipfel! Warum fühlt sich der Mensch von den Bergen und Höhen bloß immer so angezogen? Ob es wegen der grandiosen Aussicht ist?  

Auf der Abfahrt laufen unsere Bremsen heiß. Wieder hatten wir den beschwerlichen Wanderweg bergauf und die Zufahrtstraße bergab gewählt.

(Einige Wohnmobile standen auch auf dem hübsch gelegenen Parkplatz direkt auf der Wasserkuppe. )

Unsere letzte Etappe auf der Heimreise ist Celle, wo auf dem -Schützenplatz/Hafenstraße- viele Womos offiziell einen kostenfreien Übernachtungsplatz mit V+E finden, obwohl es sich um einen nicht sonderlich attraktiven Festplatz entlang der Aller handelt. Das große Plus ist die Nähe zur Innenstadt, die 650 denkmalgeschützte Fachwerkhäuser zu bieten hat. Meist findet man im Untergeschoß Gastronomie oder Läden und oben Wohnungen. Alles toll erhalten und gepflegt. 

Jedes Jahr am letzten Septemberwochenende lockt die Hengstparade im Landgestüt die Touristen an. Auch für Pferdebanausen, wie uns, ist es höchst interessant. Es ist ein echtes Kontrastprogramm von der Einsamkeit der Berge mitten hinein ins Getümmel der Pferdeliebhaber.

Für uns war es ein erstes Kennenlernen des Bayerischen Waldes. Es gäbe noch viele Gipfel zu stürmen, die Moldauquelle auf dem Gebiet der Tschechischen Republik ist um die Ecke und auch die Donau und Passau sind nicht weit.

Schön, wenn immer noch Ziele offen bleiben.... 


 

 

 

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