Cuxhaven liegt an der Nordsee, doch meistens ist sie nicht da...

Die nördlichste Stadt Niedersachsens sollte unser erstes Ziel auf der großen Wohnmobilreise ins Ungewisse sein. Nach fünf Jahren Erfahrung mit unserem rollenden Zuhause auf Zeit, d.h. für Wochenenden und Urlaubsfahrten, sollte im Ruhestand der Phoenix unser permanentes Domizil werden.
Da wir von der Küste kommen, war es naheliegend, die Reise auch an einem Küstenort zu beginnen. Der Stellplatz in
Cuxhaven-Duhnen war trotz Ferienzeit nicht voll belegt und schnell war ein hübsches Plätzchen im Grünen gefunden.

Der Kurteil Duhnen ist mit seiner Strandpromenade sicherlich das, was man sich unter einem Seebad vorstellt.

Strandkörbe sind das dominierende Element der Landschaftsgestaltung. Der Neuankömmling erklimmt in Cuxhaven in der Regel als erstes den Deich und möchte einen Blick auf die Nordsee werfen. Aber anstatt tobender See sieht man meist Matsche so weit das Auge reicht. Der Kenner sagt dazu Watt und der Pferdeliebhaber tut nichts lieber als darin herumzureiten.

 

Aber auch wir werden wieder zu Kindern und lassen die Füße tief im Schlick versinken. Dabei muß man allerdings höllisch aufpassen, daß man es nicht mit den scharfen Zangen der Krebse zu tun bekommt, die sich bei Ebbe hier einbuddeln.


Überhaupt sieht man eine Stadt von der Wasserseite aus (selbst wenn diese häufig nur aus Pfützen besteht) aus einem ganz anderen Blickwinkel. Wenn man mal ehrlich ist, muß man dabei allerdings feststellen, daß der Tourismus eine Stadt nicht gerade hübscher macht.

Manchmal hat man aber auch Glück und man kommt über den Deich und es ist tatsächlich Wasser da. Selbst dann muß man in Cuxhaven allerdings kilometerweit laufen, bis man sinnvoll schwimmen kann. Für Kinder ist dieses „Stehrevier", wie es die Surfer nennen würden, natürlich wie gemacht.

Kurios ist die Tatsache, daß man im flachen Wasser herumtoben kann und in Sichtweite fahren große Containerschiffe vorbei. Entlang der Küste verläuft nämlich die Fahrrinne der Elbe. Wo hat man das sonst schon?

 

In der Grimmershörner Bucht ist allerdings immer Wasser vorhanden, da sie von Ebbe und Flut nur bedingt heimgesucht wird. In dieser Bucht steht von weitem sichtbar das Wahrzeichen Cuxhavens,     die Kugelbake.

 

Hier trifft sich einmal im Jahr ganz Cuxhaven und noch Tausende von Urlaubern dazu zu einem Picknick am Deich mit anschließendem Feuerwerk über der Bucht, akzentuiert durch das beleuchtete Feuerschiff Elbe 1. Da sind wir natürlich auch mit von der Partie.

 

Die Wohnmobilisten, die auf dem Stellplatz im Hafen stehen, können die Lichtshow sogar von ihrem Fahrzeug aus genießen. Cuxhaven scheint immer und zu jeder Jahreszeit voll von Wohnmobilen zu sein.

Der alte Hafen, dessen Bollwerk bereits 1733 gelegt wurde, trägt den Namen: "Alte Liebe". Verewigt ist er in Heinrich Heines Zeilen: "Am Werfte zu Cuxhaven, da ist ein schöner Ort, er heißt "Die Alte Liebe" die meinige ließ ich dort."

 

Wem das quirlige Duhnen und die Bucht zu unruhig sind, der kann an der Wasserkante entlang bis nach Sahlenburg gelangen und dort Ruhe finden. Hier erstreckt sich der Wernerwald entlang der Küste mit zahllosen sandigen Wegen und auch der Grüngürtel des Landschaftsschutzgebietes und die Heideflächen versprechen Idylle.

Vom hiesigen Strand aus ist die Entfernung zur Insel Neuwerk am kürzesten. Mit Pferdewagen oder zu Fuß als Wattwanderung kann man bei Ebbe die etwa 9 Kilometer bewältigen und nach ein paar Stunden auf der Insel bei Flut mit dem Schiff zurückfahren.

 

An Tagen mit schlechtem Wetter, die es ja an der Nordseeküste auch geben soll, empfiehlt sich ein Besuch des Wellen-Bades mit wunderschöner Saunalandschaft in reizendem Saunagarten. In Ermangelung eines Regentages mußten wir bei Sonnenschein die Sauna testen und können sie rundum weiterempfehlen. Besonders die Panoramasauna mit Blick aufs Meer (oder was davon bei Ebbe übrig ist) ist ein Highlight.

 

Weiterempfehlen kann man das Nordseeheilbad Cuxhaven aber auch sonst uneingeschränkt. Hier wird jedem nach seinem Geschmack geboten, was er möchte. Wer Ruhe sucht, findet sie und wer Action liebt, der weiß gar nicht wohin zuerst.

Am 08.08.2010 fanden wir Action pur beim Duhner Wattrennen, dem traditionellen Pferderennen auf dem Meeresgrund. Vor einer beeindruckenden Kulisse wechselten sich galoppierende Rennpferde und Traber mit Sulkys im Watt ab, während im Hintergrund riesige Containerschiffe und sogar das Kieler Segelschulschiff Gorch Fock vorbeizogen.

Dadurch daß der Mindest-Wetteinsatz nur 1 € betrug, herrschte natürlich Volksfeststimmung und auch wir versuchten unser Glück....mit wechselndem Erfolg.
Mal blieb das von uns favorisierte Pferd gleich beim Start stehen, dann wieder fiel der Jockey des lange führenden "Mr Loire" aus England auf der Zielgeraden vom Pferd. Dabei hatten wir unsere Wetten mit Bedacht getätigt. Entweder nach eingehender Begutachtung des Vierbeiners oder aufgrund der Auflistung seiner bisherigen Erfolge in vorherigen Rennen - nicht zuletzt auch nach genauem Studium und Analyse der Pferdenamen.
Trotzdem blieb der Erfolg gering. Unser Favorit "Marzipan" kam nur als vorletzter ins Ziel und so war das Geld futsch, das man auch in ein Stück Marzipantorte hätte investieren können.

 

Im letzten Rennen aber setzten wir noch einmal alles auf eine Karte mit doppeltem Wetteinsatz auf Platz und Sieg für "Schattenspieler". Schließlich hatte dieser Gaul noch einiges wiedergutzumachen nach seiner Totalverweigerung im ersten Rennen.

Die Gewinnquote bescherte uns dann doch einen Tages-Nettogewinn von 4,40 €. So viel Spaß und Spannung haben wir schon lange nicht mehr gehabt.
Aber von der Idee, die Pension mit Pferdewetten aufzubessern, haben wir dann doch Abstand genommen.

Am 24.07.2011 kann man sein Glück erneut versuchen!

Alles in allem waren es neun ausgefüllte Tage bei schönstem Sommerwetter und tollem Strand-Feeling, die Lust auf noch mehr Meer machen. Und Wattlaufen hat definitiv eine meditative Wirkung!

Meer

Wenn man ans Meer kommt
soll man zu schweigen beginnen
bei den letzten Grashalmen
soll man den Faden verlieren

und den Salzschaum
und das scharfe Zischen des Windes
einatmen
und ausatmen
und wieder einatmen

Wenn man den Sand sägen hört
und das Schlurfen der kleinen Steine
in langen Wellen
soll man aufhören zu sollen
und nichts mehr wollen wollen
nur Meer

Nur Meer

(Erich Fried)

  

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