Auf die Berge will ich steigen,
Wo die frommen Hütten stehen,
Wo die Brust sich frei erschließet,
Und die freien Lüfte wehen.

Auf die Berge will ich steigen,
Wo die dunklen Tannen ragen,
Bäche rauschen, Vögel singen,
Und die stolzen Wolken jagen.

Heinrich Heine

Wo weiland Goethe und Heine wanderten... oder... auf den Spuren der Dichterfürsten

Wenn bei einer Quizshow gefragt würde:
„Was fällt Ihnen ein, wenn Sie Harz hören?"
dann würden die meisten wahrscheinlich antworten:
„Brocken,      Tannen,      Wandern".

Und genau das erleben und lieben wir immer wieder, wenn wir in den Harz fahren. Wir wandern immer wieder durch dichte Tannenwälder auf den Brocken. Der Goetheweg ist gerade komplett erneuert worden und gleicht nun einer Autobahn für Wanderer.

Der Mensch liebt ja Rituale und so müssen wir bei jeder Gipfelbesteigung aufs Neue die Brockenbahn ins Bild bekommen, ein Gipfelfoto schießen und ein Gipfelbier zischen.

Und obwohl die Klimadaten eine ganz eigene Sprache sprechen, so haben wir doch bisher meist klare Sicht und angenehme Temperaturen gehabt.

 

Aber der Harz ist viel mehr.

Es gibt große Stauseen, steile Klippen und erstaunlich viel Laubwald. Die Herbstfärbung haben wir hier nun im Oktober 2010 zum ersten Mal erlebt und diese hübschen Impressionen wollen wir gern weitergeben, obwohl wir inzwischen schon so oft über den Harz und die Region Braunlage geschrieben haben.

Ausgangspunkt für viele Wanderungen ist idealerweise der  Wohnmobilstellplatz  in Braunlage. 

Trotz häufiger Besuche auf diesem Platz gelingt es uns immer wieder, neue Wege zu erkunden. So haben wir dieses Mal einen hübschen Panoramaweg entdeckt, von dem aus der Blick frei auf die gegenüberliegenden Hänge gleiten konnte.

Wie immer im Leben gibt es auf diesem Stellplatz solche und solche Tage. An Sonnentagen kann man mit dem Platzchef vor seinem Büro ein Feierabendbierchen trinken. An Regentagen tut man gut daran, zum Brötchen holen mit wasserfestem Schuhwerk ausgerüstet zu sein.

Wenn nach mehreren Regentagen am Stück der Nebel so richtig schön im Tal hängt, dann hat sich bei uns ein weiteres Ritual eingebürgert. Dann wandern wir zu einer etwa 7 Km entfernt gelegenen Stelle mitten im Wald, an der es auf wundersame Weise an 364 Tagen im Jahr heiße Suppe aus der Gulaschkanone gibt - genannt KUKKIS Erbsensuppe.

Ganz in der Nähe dieser „Suppenküche" verläuft die ehemalige innerdeutsche Grenze. Auf den Plattenwegen, die wohl früher von den Grenzposten genutzt wurden, um die Vopos mit Erbsensuppe zu versorgen, kann man heute nach Herzenslust wandern und nach schweißtreibendem Aufstieg die Fernsicht genießen.

Noch ein Stückchen weiter im Osten liegt der Ort Schierke, bekannt durch seinen Kräuterlikör, den Schierker Feuerstein.

Ob der Name von den bizarren Steinformationen stammt, die dort im Wald als teilweise begehbare Klippen emporragen, ist nicht überliefert. Fest steht, daß man spannende Wanderstunden in diesem Gebiet des Hohnekopfs verbringen kann. Absolut empfehlenswert!

Wir sind aber nicht immer bloß in die Höhe geklettert, sondern auch hinabgestiegen zum Oderstausee, der sich um diese Jahreszeit mit einem besonders hübschen bunten Kleid umgibt.

All diese Ausflugsziele kann man bequem vom Stellplatz  Braunlage aus erreichen.

Um nach Schierke zu kommen haben wir etwas nachgeholfen und sind bis dorthin die etwa 9 Km mit dem Bus gefahren, um uns nicht schon vor Erreichen der Klippen zu verausgaben.

Zum Brocken und zurück ist es eine ganz ordentliche Tagesetappe. Die GPS-Uhr zeigte hinterher 28,73 Km an. Die Distanzmessung hätten wir aber gar nicht gebraucht, die müden Beine zeigen die Streckenlänge schon ziemlich exakt an!

Natürlich will der Mensch trotz aller Rituale auch Abwechslung und so haben wir ein paar Nächte auf dem Stellplatz in Bad Sachsa verbracht, um weitere Ziele erwandern zu können.

Der Platz liegt zwar ruhig am Ortsrand und wenn man den Automaten -  wie gefordert  - mit
7 Euro füttert, dann spuckt er einen Parkschein aus auf dem man die Zahlenkombination für das Sanitärhaus findet; aber so richtig einladend ist er nicht. Vielleicht sind wir aber auch nur durch den familiären Charme des Braunlager Stellplatzes verwöhnt.

Einen Besuch ist das Städtchen am Südrand des Harzes aber auf jeden Fall wert. Neben Kurpark und Erlebnisbad mit Sauna  findet man einen hübschen Stadtkern mit gut restaurierten Häusern.

Vom Stellplatz aus wandert man in nur etwa vier Kilometern auf den Ravensberg, den Hausberg der Gemeinde, wo wintertags Loipen und Pisten zum Skifahren einladen. Wir fanden außer der tollen Fernsicht auch den Berghof auf dem Ravensberg mit seinem frischen Apfelkuchen einladend.

Für Flachland-Wanderer bietet sich die Route ins östlich von Bad Sachsa gelegene Walkenried an, das berühmt ist für die Reste einer beeindruckenden mittelalterlichen  Klosteranlage .

ORA ET LABORA!

So steht es in den Klöstern über den Toren. Aber die Mönche sind auch für andere Weisheiten bekannt, wie z.B.

Feiern und Fasten geht wie das Kreuztragen und Singen. (Wer das Kreuz trägt, ist vom Singen befreit)

 Da paßte es ganz gut, daß in Braunlage heuer schon zum zweiten Mal ein Stellplatz-Oktoberfest gefeiert wurde. Es kamen die Wohnmobilisten von nah und fern und der Platz war so richtig knackevoll.

Kein Wunder, denn beim Singen und Feiern war man vom Fasten befreit. Wäre sonst ja auch schade um all die knusprigen Haxen gewesen.

Stellt sich natürlich die Frage, ob wir Wohnmobil-Freunde im Grunde unseres Herzens rechte Mönche sind .....

 

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