„TwentyTwenty auf geht‘s! Laß es krachen!“ Das waren die Abschlußworte unseres letzten Jahresrückblicks. Wer hätte ahnen können, daß dieses Seuchenjahr eine simple, harmlos gemeinte Aufforderung so falsch verstehen könnte.....?
Wir hatten in dem Rückblick eingangs geschrieben: „Wir stehen an der Schwelle zu einem neuen Jahrzehnt. Die doppelten Zwanzigerjahre! Das Jahrhundert und sein Double.......ein historischer Moment? Manche Zahlenfreaks werden darin ein Zeichen sehen.“
Oh Mann! So war das doch alles nicht gemeint gewesen! Was haben wir da losgetreten? Wir wollen keine Zeichen! Wir wollen keine Überraschungen und keinen Luxus! Wir wollen einfach ganz bescheiden die Normalität zurück, die manch einer vielleicht als langweilig empfand. Jetzt wäre sie kostbar. So ist das im Leben - alles eine Frage der Perspektive!
Schaut man auf diese Gleichung römischer Ziffern I + XI = X so sieht man die Rechnung 1 + 11 = 10, die man wohl getrost als falsch bezeichnen kann. Wechselt man die Sichtweise und dreht das Schreibblatt auf den Kopf, dann erscheint X = IX + I und damit eine wahre Aussage: 10 = 9 + 1.
Für uns Afrikaliebhaber ergeben sich ganz andere Perspektiven. Ein Elefant ist ein Elefant ist ein Elefant - egal wie herum man den Fotoapparat hält. Und ein Löwe, der zu uns ins Fahrzeug schaut, ist ein Löwe und bleibt ein Löwe. Und wenn wir das als Zeichen nehmen, dann ist es ein Zeichen für die Schönheit der Natur.
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In einer Unterabteilung der Sparte „Da lacht die Wissenschaft“ hat man den Begriff der „Fühlzeit“ geprägt. Gemeint ist, wie lang sich zum Beispiel ein Jahr anfühlt. Für uns fühlte sich 2020 recht lang an. Zum Jahresende konnten wir kaum fassen, daß wir in diesem verrückten Jahr sogar noch fast neun Wochen durch Afrika reisen durften. Im ersten Quartal fuhren durch die Einsamkeit Namibias, durch Sandwüsten und Überschwemmungen.
Wir besuchten Geparden und die Naturvölker der San. Wie werden die Menschen dieser Welt, die keinen Zugang zum Internet haben, diese Pandemie wohl erleben? Welche Zukunft wird vor ihnen liegen?
Wir sind in Botswana über den Okavango geflogen und fühlten uns in Südafrika am Indischen Ozean vor den gigantischen Wellen ganz klein. Sicher ist bloß, daß der Fluß fließen und die Wellen branden werden, egal wie dieses kleine fiese Virus in der Welt noch wütet.
Wir standen noch im März am südlichsten Punkt Afrikas, wo Indischer Ozean und Atlantik aufeinander treffen und dann....dann...ja dann war plötzlich nichts mehr, wie es war. Mit dem letzten Flieger schafften wir es raus aus Johannesburg und dann hielt die Welt den Atem an und wir unsere Füße in die Nordsee. Deutschland und viele andere Länder fielen von jetzt auf gleich in einen Dornröschenschlaf und wir entschleunigten in Sankt Peter-Ording.
Wir haben viel nichts gemacht und das gern. Wir haben Schafe gezählt und sind in der Lüneburger Heide geradelt. Wer hätte gedacht, daß wir so tief entspannen müssen / dürfen nach den reich ausgefüllten Jahren, die hinter uns liegen.
„Life is what happens while you are busy making other plans.“ John Lennon, wie recht Du hast! Leben passiert einfach, während man damit beschäftigt ist, andere Pläne zu schmieden. Und man tut gut daran, sich ein Stück weit darauf einzulassen. Denn je mehr psychische Energie wir damit vertrödeln, der Realität vorzuwerfen, daß wir uns das Ganze anders vorgestellt hatten, desto anstrengender wird es. Behauptet zumindest Eckart von Hirschhausen. Und der hat schon viel gesagt, was die Dinge auf den Punkt bringt. Auch in Nordfriesland gibt es Wasserlöcher und zur Not lassen sich die Elefanten in Afrika auch per Webcam beobachten.
Niemand hätte heute vor einem Jahr ahnen können, wie TwentyTwenty die Welt verändert. Dabei ist ja nicht das Zwillingsjahr schuld an dieser Katastrophe, sondern eine verdammt kleine Eiweißhülle mit Erbgut, die nicht einmal einen eigenen Stoffwechsel ihr Eigen nennt.
Was haben wir also gelernt aus dem ganzen Schlamassel? Manchmal fühlt sich jetzt das Haben nach mehr an. Wir Globetrotter haben mit dem Rest der Welt den Atem angehalten und uns an den kleinen Dingen in der Heimat erfreut. Frühling auf der Halbinsel Eiderstedt bringt auch Farbe ins Leben!
Und wenn denn gerade einmal kein Lockdown ist, dann läßt sich in SPO vorzüglich speisen und zwar „sieben Meter über dem Alltag“, wie die Bar 54 so treffend wirbt. Wobei keine Werbung nötig ist. Ganz im Gegenteil! Um die Abstandsregeln einzuhalten, war extra der Hallensprecher der Handballmannschaft Flensburg-Handewitt engagiert worden. Er hielt die Leute beim Anstehen um einen Sitzplatz über Mikrofon lautstark bei Laune. Besondere Zeiten erfordern besondere Maßnahmen!
Doch trotz dieser besonderen Zeiten hielten wir uns an den Ratschlag: „Man sollte das Leben jeden Tag feiern!“ Ja, gefeiert wurde mit Sekt und Kuchen, mit lieben Reisegefährten und Lieblingsnachbarn, mit Anlaß und ohne.......
Die Forscher auf dem Gebiet der Launologie empfehlen in allen Lebenslagen heitere Gelassenheit. Das ist leichter gesagt als getan. Irgendwann kam nämlich der Winter in den hohen Norden und wir fanden uns wieder in einer naßkalten Witterungszone, die wir seit vielen Jahren nicht mehr kannten. Immer waren wir unserer Devise gefolgt, daß man in den Wintermonaten am besten auf der Südhalbkugel aufgehoben ist - egal ob in Neuseeland, Australien oder im geliebten Afrika.
Das Wetter wurde irgendwie unkonkret und Grau war die vorherrschende Farbe.
Die Zeitschrift „Schöner Wohnen“ gab wertvolle Einsichten zu diesem Thema: „In der Welt der Graunuancen gibt es unendlich viele Töne und man hat längst erkannt, dass sich Grau nicht nur auf ein Gemisch aus Schwarz und Weiß beschränkt. Gerade seine Vielfalt macht den Ton zu einem so raffinierten Gestaltungsmittel.“
Wie recht sie hatten. Wir erlebten nebelgrau, regenwolkengrau, sturmgrau, nieselgrau, pfützengrau und viele Schattierungen dazwischen. Aber die Nordsee lehrt uns: Nach Ebbe kommt Flut und nach Regen die Sonne.....irgendwann, irgendwo.....
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Der aufmerksame Leser wird erkennen, daß dieses Jahr, auf das wir hier nur noch flüchtig zurück schauen wollen, auch für uns anders verlief als die letzten. War ja wohl für jeden so! Hoffnung gibt uns das Wort des Jahres in Österreich. Anders als die fantasielose Katastrophenbeschreibung in Deutschland, wählten unsere Nachbarn das Wort „Babyelefant“. Klingt zunächst verblüffend, oder? Man hatte den Babyelefant als Maßeinheit für die geforderte Abstandslänge eingeführt und das schlug sich in der Wahl nieder. Wir nehmen es als Zeichen! Als gutes Zeichen! Wie für uns gemacht!
Diesen kleinen Burschen haben wir in Kenia fotografiert. Ohne die Hilfe seiner Mutter hätte er es kaum aus dem Wasserloch wieder heraus geschafft. „Es heißt Gemeinschaft, weil man gemeinsam alles schafft.“ Diesem Werbespruch, der momentan in Sankt Peter-Ording überall zu lesen ist, möchten wir uns gern anschließen.
„Die Zukunft hängt davon ab, was wir heute tun.“ wußte schon Mahatma Gandhi. In diesem Sinne wünschen wir Euch - liebe Leser - Lebenslust, Gesundheit, Langlebigkeit und auch sonst von allem das beste und davon so viel wie möglich.
Irgendwann haben wir sie wieder - die Normalität. Und wehe, das reicht dann nicht! |