Dunkel sieht man Schwingen schlagen,
mühelos gen Himmel streben, 
keiner soll es jemals wagen,
ihm die Richtung vorzugeben.

 

 Von Himmelfahrt bis Pfingsten 2009 an der Mecklenburgischen Seenplatte

Adler sind die ornithologische Attraktion Mecklenburgs. Allein im Müritzgebiet leben über hundert Fisch- und Seeadlerpaare. So führt uns gleich die Fahrradtour am ersten Urlaubstag nach Federow zum Adlerhorst. Seit 1983 brütet hier auf einem Hochspannungsmast fast jedes Jahr ein Adlerpärchen.

In 300m Entfernung steht eine Sichtschutzwand, hinter der man die scheuen Tiere von Ferne beobachten kann. Die drei kleinen Küken, die Mitte Mai geschlüpft sind, kann man aber am besten per digitaler Videoübertragung auf dem Monitor im Nationalpark-Infopoint in Federow sehen, unter fachkundiger Kommentierung durch Ranger.

 Während des gesamten Urlaubs beobachten wir den Himmel, an dem wir immer mal wieder den König der Lüfte zu sehen bekommen.  

 

Nicht immer ist die Kamera schnell genug griffbereit aber immer liegt eine besondere Faszination buchstäblich in der Luft, wenn die 1,70 m Flügelspannweite in Sichtweite kommen.

Seit 1990 ist am Ostufer der Müritz auf einer Fläche von 322 qkm der größte deutsche Nationalpark entstanden. Mit 74 Einwohnern/qkm hat Mecklenburg-Vorpommern die geringste Bevölkerungsdichte Deutschlands und 17% der gesamten Landesfläche sind Nationalparks und Biosphärenreservate. Hier lässt sich vortrefflich Rad fahren und die unberührte Natur gewährt dem Geduldigen wunderschöne Einblicke in die heimische Tierwelt:

 

Die glasklaren Seen sind Lebensraum für unzählige Fischarten, Vögel und Libellen.

Zauberhafte Naturschauspiele wie das Liebesspiel der Libellen

oder die Versammlung der Kraniche vor dem Zug ins Winterquartier kann man hautnah miterleben und von den versteckten Beobachtungsständen aus fotografieren.

Unser Standort war für zwölf Tage der Wohnmobilstellplatz von Steindorf-Sabath in Waren in der Mecklenburger Straße. Über das lange Himmelfahrt-Wochenende fand die diesjährige Müritz-Sail statt, was auf dem Platz zu drangvoller Enge führte.

Da wir aber froh waren, überhaupt noch ein Plätzchen ergattert zu haben, störte das nicht weiter, zumal wir ja meistens unterwegs waren. Die Müritz-Sail, eine Kieler Woche im Kleinformat, bot für jeden Geschmack etwas. Rund um den Stadthafen waren Bühnen und Buden aufgebaut und das Riesenrad mittendrin war ein hübscher Blickfang.

Neben der offiziellen Segelregatta gab es auch Gaudi-Veranstaltungen wie Drachenbootrennen, Wasser-Tauziehen oder das Fischer-Stechen, bei dem mit einer "Lanze" versucht werden musste, den Gegner vom Boot zu stoßen - sehr zur Belustigung der umstehenden Zuschauer.

Der ohnehin schon quirlige Stadthafen ist zu diesem Großereignis voller Yachten und Segelschiffe und bietet eine attraktive Kulisse für Urlauber, die sich durch dieses maritime Flair in Mittelmeer-Stimmung versetzen lassen wollen.

Höhepunkt des ganzen Spektakels war ein abendliches Feuerwerk, ein bunter Augenschmaus.


Bei erstbester Gelegenheit zogen wir auf dem Stellplatz um und konnten von da ab hübsch im Grünen stehen.

 

  Um uns einen Überblick über das 21.000 Einwohner-Städtchen Waren zu verschaffen, bestiegen wir Warens Wahrzeichen, den Turm der Marienkirche,

von wo aus man einen gigantischen Rundumblick hat.

Da der Blick aus der Vogelperspektive immer einen ganz besonderen Reiz hat, bestiegen wir an einem anderen Tag den Aussichtsturm auf dem Käflingsberg in der Nähe des Ortes Speck. Die 168 Stufen führen auf eine Plattform in 31 m Höhe, weit über allen Baumwipfeln. Von hier aus kann man die unendliche Weite des Nationalparks erahnen: Wald bis zum Horizont in alle vier Himmelsrichtungen.

Als ob der Tierreichtum in diesen Gefilden nicht schon groß genug wäre, radeln wir auch noch zum Dammerower Wader am Kölpingsee, wo schon seit 1957 unter natürlichen Bedingungen Wisente gezüchtet werden. In zwei riesigen 280 ha großen Schaugehegen laufen die mächtigen Rinder -frei- herum und als Besucher fühlt man sich an Wildwest-Filme erinnert.

Tatsächlich frei bewegen kann man sich im Malchower Affenwald, einem bewaldeten Naturgehege, in dem Großfamilien von Berberaffen leben, die ursprünglich marokkanischer Herkunft sind. Das freche Affenvölkchen zeigt keinerlei Scheu und erfreut jung und alt mit den typischen Grimassen und Gesten, die nur allzu menschlich sind.

Hier könnte man lange verweilen doch wir hatten uns entschlossen, für die Rückfahrt unser Fahrrad auf ein Schiff der "Weißen Flotte" zu bugsieren und gemütlich auf dem Seeweg nach Hause zu schippern. So mussten wir auf die Uhr schauen und zum Hafen zurückradeln. Bei Fischbrötchen und Eis konnten wir die typische Silhouette des kleinen Städtchens genießen mit dem Kloster von 1298 am Ufer des Malchower Sees.

Die historische Drehbrücke, die sich ein Mal pro Stunde öffnet, ging auch für unser Schiff auf und ließ uns zum Fleesensee passieren. Unterwegs braute sich allerdings ein Unwetter zusammen, das bedrohlich näher rückte und uns zeitweise unter Deck trieb.

Als wir uns Waren von der Seeseite näherten, war der Spuk vorbei und wir ließen unseren Ausflug auf dem hübschen Marktplatz enden, der das heimliche Zentrum von Waren ist.

 

Wenn man an der Müritz ist, muß man natürlich auch die große 86 km-Seeumrundung machen. Der größte rein deutsche Binnensee ist 28 km lang und bis zu 13 km breit. In der Sprache der slawischen Ur-Mecklenburger bedeutet Müritz „Kleines Meer“. An diesem Meer führt ein -Müritz-Fahrradrundweg- entlang der Westküste, der am Ostufer im Wald des Naturschutzgebietes verläuft. Auf der abwechslungsreichen Strecke, die gnädigerweise ganz flach verläuft, wird man Eins mit der Natur, atmet den Duft des Waldes ein und trinkt sich satt am Blau des Wassers. Am Wegesrand blühen Mohn – und Kornblumen wie gesät. 

 

In einer Bucht am Südwestufer liegt das kleine Hafenstädtchen Röbel, das uns eine willkommene Pausenstation war. Auf einer Parkbank an der Müritzpromenade kann man vespern und dabei dem bunten Treiben im Yachthafen zusehen, bevor man das letzte Drittel des Weges in Angriff nimmt.

Kurz vor Waren führt der Müritz-Rundweg über den -Campingplatz Kamerun-, der zu den Promobil-Top-Stellplätzen gehört und etwa vier Kilometer westlich von Waren direkt am Seeufer liegt.

 Der nächste Ort nach Süden ist Klink, wo man einen echten Sandstrand und hübsche Parkanlagen findet. Direkt am See und somit auch am Rad-Rundweg liegt das imposante Schloß Klink, das 1898 für Arthur Schnitzler gebaut wurde und seit seiner Restaurierung im Jahre 1997 ein Hotel geworden ist.

...Nobel geht die Welt zugrunde...

Aber dieses historische Bauwerk ist nicht das einzige, das zahlungskräftigen Gästen als Hotel dient. Auf unserem Weg nach Malchow kamen wir in Göhren-Lebbin am dortigen Schloß vorbei. Auch dieses ehrwürdige Gebäude ist heute ein Hotel, wovon die Einfahrt in die sicherlich nachträglich angefügte Tiefgarage zeugt. Ein Golfplatz in der Nähe lädt die Betuchten zur sportlichen Freizeitgestaltung ein.

 

Getreu dem Motto: "My home is my castle" ziehen wir uns lieber wieder in unseren Phoenix zurück, der alles bietet, was wir uns nur wünschen können.

Vor allem bietet er uns die Möglichkeit, ganz individuell immer wieder neue Orte und Landschaften kennen zu lernen und zu sehen. Und genau in dieser Abwechslung liegt der enorme Reiz des Wohnmobil-Fahrens. Immer neue Landschaften sehen und doch immer zuhause sein, wie eine Schnecke, die ihr Haus auf dem Rücken trägt... Getreu dem Ausspruch Theodor Fontanes, der im Sommer 1896 in Waren lebte und sagte:

Was von allem bewussten Sehen gilt,

daß erst die aus einer Fülle von Anschauungen

erwachsene Möglichkeit des Vergleichs

die Gabe und Lust zum Beobachten weckt,

das gilt ganz besonders auch

von dem Auge für die Landschaft.

Wer immer dasselbe sieht, sieht nichts.   

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