„Moin, Moin…“
  Das Beste aus vier Wochen Ostfriesland
(11.08.-04.09.2010)

Ostfriesland das heißt vor allem eines: Links und rechts – nichts als Weite….
(…unterbrochen ab und zu von einem Leuchtturm oder einer der vielen Windmühlen)

Da wir nun auf unserer „Großen Tour“ sind mit unbestimmtem Ende, nehmen wir uns den Luxus, dieses kleine Land ausgiebig zu bereisen.

Der Startpunkt soll Bad Zwischenahn sein. Dieser hübsche Ort im sogenannten Ammerland ist vor allem durch die unzähligen Baumschulen in der Umgebung und die wohl einmalige Anhäufung von Rhododendron-Büschen in der Gegend bekannt. Wir kamen zwar jetzt im Spätsommer nicht in den Genuß ihrer Blütenpracht aber man kann erahnen, wie lieblich es im Mai hier aussehen muß.

Der Stellplatz ist mehr oder weniger nur ein Parkplatz, von Grün umgeben mit Stromsäulen und V&E-Station, direkt an einem Freibad gelegen (Stellplatzgebühr 8,50 € inkl. Kurtaxe). Für 1,50 € dürfen die Wohnmobilisten das Freibad besuchen, was natürlich auch rege zum Duschen genutzt wird.

Direkt vom Stellplatz aus ist ein Zugang zum Zwischenahner Meer, ein See, den man auf einem 13-Km-Wanderweg umrunden kann. Wir nutzen diesen Weg als Laufstrecke und joggen immer mal rechtsherum und dann mal wieder linksherum. Eine feine Sache!

 

Einmal gestalten wir das Ganze sogar als Triathlon . Erst eine flotte Laufrunde um den See, dann ein paar Bahnen im Freibad

und zuletzt rein in die Wechselzone und rauf auf den Sattel und mit dem Fahrrad noch etwa 1,5 Km  zum berühmten Spieker.

 

Dieser ehemalige „Speicher“ ist weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannt für seine Räucheraale und die vorzüglichen Bratkartoffeln.

Nach deftiger Mahlzeit kommt der Kellner mit Zinnlöffeln und einer Schnapsflasche vorbei und wehe, man kennt den Trinkspruch dann nicht! Aus den Löffeln wird getrunken und im Wechsel nach alter Väter Sitte zugeprostet.

Weil wir nun so trinkfest geworden sind, verstehen wir auch gleich das Geschenk richtig einzusetzen, als uns ganz liebe Wohnmobil-Bekannte, Edelgard und Rolf, Zinnlöffel mitbringen. Da sie in Bad Zwischenahn wohnen, treffen wir uns ausnahmsweise nicht mobil aif Rädern, sondern in ihrem "festen" Zuhause.

Außer einem schönen Kurpark hat Bad Zwischenahn noch mehr für Pflanzenliebhaber zu bieten. Das ehemalige Gartenschaugelände wurde in den „Park der Gärten“ umbenannt und in seiner Pracht erhalten.

Ende August finden an mehreren Abenden Illuminationen statt, die aber erst um 21 Uhr mit Einbruch der Dunkelheit beginnen. So müssen wir uns die Zeit bis dahin vertreiben…

Die Wartezeit hat sich gelohnt, denn im richtigen Licht sieht ja bekanntlich alles wieder ganz anders aus.

Von Bad Zwischenahn kann man endlose Fahrradtouren durch das platte Ammerland machen und man sieht genau das, was wir eingangs sagten: Links und rechts – nichts als Weite.

Überall kann man sich an den wunderschön angelegten Gärten erfreuen und die Hausbesitzer scheinen sich in ständigem Wettbewerb zu befinden nach dem Motto: „Unser Dorf soll schöner werden.“ So kommen wir auch in Westerstede vorbei, der Hochburg der Rhododendrongärten – aber wie gesagt: falsche Jahreszeit!

Auf der sogenannten Mühlenroute kann man einen gut  60 Km großen Kreis um Bad Zwischenahn schlagen und dabei von Mühle zu Mühle radeln. Leider sind sie alle nicht mehr in Betrieb.

Irgendwann fahren wir dann doch weiter obwohl uns der kleine Ort so gut gefällt. Schließlich wollen wir ja noch die ganze Küste bereisen. Einstieg für unsere Tour entlang der Küste ist Wilhelmshaven am Jadebusen. Hier gibt es gleich drei Stellplätze zur Auswahl: Direkt am Wasser liegen der Fliegerdeich (ohne Strom) und die Schleuseninsel (hinter dem Deich).

Wir entscheiden uns für eine andere Form der Wassernähe, nämlich den neu angelegten Platz am Schwimmbad Nautimo, wo wir es uns natürlich nicht nehmen lassen, die Saunalandschaft zu testen.  

Daß Wilhelmshaven einen großen Hafen hat, sagt ja schon der Name aber daß es auch eine richtige Strandpromenade hat, das wußten wir bisher noch nicht.

In einem Vorort von Wilhelmshaven sind wir mit einem Pärchen verabredet, das sich genau wie wir ohne Wohnung auf ein mobiles Leben im Wohnmobil eingerichtet hat. Wir verbringen das Wochenende gemeinsam und freuen uns natürlich, daß es offensichtlich noch mehr so Verrückte wie uns gibt.

Entlang der ostfriesischen Küste reiht sich ein Ort mit „…siel“ am Ende des Namens an den nächsten. Wir steuern zunächst  Hooksiel  an. Im hochwassergefährdeten Gebiet steht man auf einem großzügig angelegten Areal mit Sanitärgebäude und Blick so weit das Auge reicht.

Das hübsche kleine Hafenstädtchen ist schnell zu erreichen und vermittelt auf der Stelle Urlaubsgefühl mit seinen bonbonfarbenen Häuschen, Norddeutschlands einzigem Zwiebelturm und dem malerischen Hafen.

Fahrradfahren am Deich, unterm Deich, mit Rückenwind, mit Gegenwind…..hier gibt es alles. Quasi um die Ecke liegt schon Horumersiel , wo die Wohnmobile in der ersten Reihe im kleinen Seglerhafen stehen dürfen.

Auch dieses himmlische Plätzchen gehört zur Gemeinde Wangerland und hat damit denselben Betreiber wie der Hooksieler Stellplatz.

 Für uns aber geht es weiter immer entlang der kleinen Straße unterhalb des Deiches bis nach Harlesiel. Wieder Hochwassergebiet! Als wir ankommen, werden wir gleich angewiesen, auf einem der vorderen Plätze zu bleiben, da die Flut bei heftigem Wind gerade die Nordsee ordentlich über die Ufer getrieben hat.

Insgesamt aber ein reizvoller Platz mit Blick aufs Meer und die von und zur Insel Wangerooge pendelnden Schiffe in direkter Nachbarschaft zum Sandstrand.

 Ohne Kurtaxe läuft allerdings an der deutschen Nordseeküste nix, dafür ist man der tobenden See auch ganz nah.

 

Harlesiel hat aber auch einen fotogenen Binnenhafen und entlang der Harle läßt sich wieder einmal schön radeln.

Wir fahren von hier aus weiter entlang der Küste bis zu dem recht touristischen Ort Norddeich.

Der  Stellplatz  am Schwimmbad Ocean Wave trägt schon seit einiger Zeit die Qualitätsmarke „Top Platz“ und für uns als Saunaliebhaber hat er den Vorteil, daß man zwar 13 € Stellplatzgebühr (inkl. Kurtaxe, Wasser, V&E) zahlt, aber dafür bekommen wir zwei Tageskarten für Bad und Saunalandschaft zum halben Preis, was eine Ersparnis von 15 € bedeutet. Das ist doch ein Schnäppchen, oder?

Der Ort hat ein reges Strandleben und vom Deich aus präsentiert sich Norderney zum Greifen nah.

Wer hier nicht Fahrrad fährt ist selber schuld.

An einem dieser Tage mit klarer Sicht und salziger Seeluft radeln wir nach Greetsiel. Immer am Deich entlang oder auf anderen ausgeschilderten Wegen ohne Verkehr. Schließlich waren wir neugierig, wie der dortige Stellplatz uns gefallen könnte. Auch hier finden wir einen hübsch angelegten Platz vor, der uns überzeugen kann. Wer will da noch ins Hotel?

 

Nach wenigen Metern stoßen wir schon auf eines der touristischen Highlights von Greetsiel: Die berühmten Zwillingsmühlen.

Von hier aus kann man eine Kanalfahrt machen, um sich den Ort vom Wasser aus anzusehen.

 Aber auch das Rabattschild kann uns nicht anlocken, denn wir wollen erst einmal zum Hafen radeln und von dort zu einem der berühmtesten Bauwerke der Nordseeküste, dem Pilsumer Leuchtturm.

(Wäre für uns ja auch nicht in Frage gekommen, denn wer von uns hat denn graue Haare???)

Der 1891 erbaute Leuchtturm ist nur 11 Meter hoch und wirkt tatsächlich irgendwie pummelig – muß wohl an den Querstreifen liegen. So richtigen Promi-Status erhielt er durch sein Mitwirken in einem OTTO-Film. Daher pilgern auch wir zu dem Star der Kinogeschichte und erweisen ihm unsere Referenz.

 

Langsam soll es nun wieder landeinwärts gehen. Unsere erste Station weg von der Nordsee heißt Emden.

Auf dem Stellplatz am Binnenhafen bekommen wir am frühen Abend keinen Wasserplatz mehr und so fahren wir weiter zur Ostmohle im Hafen. Dort ist freies Stehen angesagt ohne jede Ausstattung aber dafür mit abenteuerlichem Ausblick auf riesige Pötte und viel, viel Wasser.

Der Schlafplatz am Wasser ist zwar idyllisch aber insgesamt gibt uns Emden nichts. So rollen wir weiter in unserem mobilen Heim bis ins Städtchen Leer.

Die historische Altstadt und der Museumshafen sind allemal einen Besuch wert und  wenn es nur für eine Übernachtung ist, dann tut es auch einmal der kostenlose Stellplatz am Marktplatz. Der ist ruhig, zentral aber nicht gerade idyllisch. Es gibt aber in Leer keine wirkliche Alternative (außer zwei weiteren kostenfreien Plätzen, die aber auch nicht besser sind). Dafür ist der historische Stadtkern liebenswürdig restauriert

und eine reizende Uferpromenade entlang des Flüßchens Leda lädt zum Bummeln ein und führt direkt zum Museumshafen.

 Ein heißer Tipp ist der Besuch der Evenburg am Stadtrand von Leer. Wir haben das Wasserschloß als Ziel für eine abendliche Fahrradtour ausgesucht und uns an seinem Spiegelbild erfreut.

Unsere letzte Station im schönen Ostfriesland sollte Ostrhauderfehn werden.

Der dortige  Stellplatz  ist groß, ruhig und nett angelegt, durch sehr hohe Bäume aber auch ein bißchen schattig. Betreut wird der Platz mit Sanitärgebäude inklusive Dusche von der Tourist-Info, wo auch Waschmaschine und Trockner den mobilen Gästen zur Verfügung stehen.

In der Übernachtungs-Statistik der Gemeinde werden die Wohnmobilisten gesondert mit etwa 8000 pro Jahr aufgeführt. Mit 5 € fährt der Fehnort eine moderate Preispolitik.

Da wir zum ersten Mal in dieser Gegend sind, lernen wir, warum die Orte hier nun wieder alle anstatt auf „….siel“ auf  „….fehn“ enden.

"Fehn" stammt aus dem Niederländischen (Veen) und bedeutet "Moor". Die Entwässerungskanäle in diesem Moorgebiet heißen "Wieken" und sie wurden gegraben, um den Moorstich abzutransportieren. Sie eignen sich aber auch ganz hervorragend, um an ihnen entlang endlose Fahrradtouren zu unternehmen. Immer mal wieder werden sie von den typischen weißen Klappbrücken überspannt oder aber von niedlichen Schleusen unterbrochen, die eher an eine Modelleisenbahn erinnern.

Wir radeln hier tagelang was das Zeug hält in alle vier Himmelsrichtungen. Wirklich ein Paradies für Pedalisten: alles flach, kein Verkehr, Hinweisschilder an jeder Ecke, Natur pur und ab und zu kommt man sogar noch an Torfabbau-Stellen vorbei.

Die typisch ostfriesischen Windmühlen wirken wir Riesen, die in der Landschaft stehen und den Radfahrern einen Gruß entgegen winken.

Stellplätze hätte es in dieser Gegend noch viel mehr gegeben. Ein besonders schöner liegt im Nachbarort  Barßel  direkt im Hafen.

Wir hätten unsere Fahrrad-Leidenschaft also noch viel länger in diesem platten Land ausleben können. Aber nach vier Wochen Ostfriesland hatten wir plötzlich das Gefühl: Nun brauchen wir Luftveränderung und wollen auch einmal wieder die Wanderschuhe auspacken und den Fahrrädern eine Pause gönnen. Also ab ins Wandergebiet!

Dieses war der zweite Streich auf unserer großen Wohnmobil-Tour und um mit Wilhelm Busch  zu sprechen: "der dritte folgt sogleich!"
(denn die Tour geht ja weiter..........)

"Aus der Mühle schaut der Müller,
der so gerne mahlen will.
Stiller wird der Wind und stiller,
und die Mühle stehet still.
"So geht's immer, wie ich finde!"
rief der Müller voller Zorn:
"Hat man Korn, so fehlt's am Winde.
Hat man Wind, so fehlt's am Korn".

Wilhelm Busch

 

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