Berges Schönheit wiederspiegeln
kann die beste Sprache nicht.
Berge, sie muß man erleben
mit der Seele tief und schlicht...

Die sächsische Schweiz

Das Elbsandsteingebirge hat eine ganz besondere Faszination. Am Oberlauf der Elbe gelegen, ragen auffällig schwarze, bizarre Felsformationen in den Himmel. Sie wirken zum Teil wie von einem Riesen ausgeschüttete Bauklötze. Durch Verwitterung des Sandsteins sind Kamine, Spalten, schroffe mächtige Wände und romantische Täler entstanden. Die Landschaft wird dominiert von der allgegenwärtigen Elbe.

Hier findet man auch überall Spuren der Elbeflut vom August 2002. Die Menschen, die hier leben, haben Markierungen der höchsten Wasserstände angebracht.
Auch der Campingplatz, der wunderschön am Ufer dieses mächtigen Flusses gelegen ist, war damals überflutet. Im Apri 2008 stehen wir mit unserem Wohnmobil aber trocken und idyllisch auf dem Platz in  
-Königstein-  mit einem unverbaubaren Blick auf den Lilienstein und die Festung Königstein.

 

Lilienstein Festung Königstein

Der 415m hohe Lilienstein ist eine unserer ersten Herausforderungen und will bestiegen sein. Ein abenteuerlicher Kletterstieg führt trittsichere und schwindelfreie Wanderer zum Gipfel. Wenn man sich die schroffen Felsen auf Routen empor gewagt hat, die wirklich nicht ohne sind, steht man plötzlich auf einem weiträumigen Plateau, nicht etwa auf einem spitzen Berg. Von oben ist die Aussicht schwindelerregend, sogar unseren Phoenix können wir entdecken.

 

Unser Aufstieg über Stufensysteme und Brücken über Abgründe war schon einigermaßend spannend gewesen, der Nordabstieg über steile Leitern trieb uns den Schweiß auf die Stirn.
Ein ganz anderer Felsen ist der 350m hohe Quirl. Er ist vollständig mit Bäumen bewachsen und nicht so zerklüftet, wie die übrigen Klettersteine. Die Felsen an seinem Fuße, die Farne und kreuz und quer wachsenden Bäume drumherum vermitteln dem Wanderer das Gefühl, er sei im Urwald.

 

Für Menschen mit Höhenangst ist dieser Felsen eigentlich so ziemlich der einzig empfehlenswerte. Der in der Nähe gelegene Pfaffenstein erfordert dagegen schon wieder einiges an Kletterkunst. Wir umgehen den Steilaufstieg durch das Nadelöhr und nehmen den bequemen Weg, der allerdings auch ab der Hälfte der Strecke durch eine Klamm steil über Stufen zum Gipfel führt. Oben angekommen, machen wir uns auf den beschwerlichen Weg zur Barbarine. Die Felsschluchten sind zum Teil so eng, daß man mit dem Rucksack steckenbleibt. Dafür gibt es einen Aussichtspunkt direkt am Abgrund. 435 Meter hoch!

 

Die Barbarine ist der bekannteste freistehende Felsen des Elbsandsteingebirges und wurde seit 1905 immer wieder erklettert. Seitdem durch Blitzschlag und Erosion der Kopf der Barbarine immer instabiler wurde und inzwischen sogar gesichert werden mußte, ist das Besteigen verboten.
Der Sage nach handelt es sich um eine versteinerte Jungfrau, ein immerwährendes Mahnmal an ungehorsame Kinder. Die Mutter hatte Barbarine geheißen, des Sonntags in die Kirche zu gehen. Stattdessen war sie zum Pfaffenstein spaziert (ob allein oder in Begleitung eines Jünglings ist nicht überliefert). Als die Mutter sie dort erwischte, hat sie ihre Tochter im Zorn verwünscht, auf daß sie zu Stein werde und immer allein stehen muß (was natürlich doch die Vermutung nahelegt, daß sie zuvor nicht ganz allein unterwegs war...)

 

Vom Pfaffenstein kann man bequem auch noch eine dritte markante Felsformation erreichen, den 448m hohen Gohrisch. Der Aufstieg läßt uns manches Mal den Atem stocken aber einmal oben angekommen wird man mit einer fantastischen Weitsicht belohnt. Wo man oben ist, muß man aber auch wieder herunter. Wir entschließen uns, den Abstieg über die Falkenschlucht zu nehmen. Etwas Nervenkitzel muß sein. Allerdings haben sich einige Gipfelstürmer oben verewigt, deren Sprüche uns die  Zuversicht rauben. Auf dem Hinweisschild: "Falkenschlucht, steiler Abstieg" hat jemand dazugekritzelt: 20 Meter Seil erforderlich. Und unter der hübschen Innschrift: "Viele Wege führen zu Gott, einer führt über die Berge"  stand mit Filzstift: "Ein falscher Schritt genügt!"
Aber wir lassen uns nicht entmutigen und steigen über Bohlen und Holzleitern ab, wenn auch mit mulmigem Gefühl

 

An einem anderen Tag  wandern wir über den kleinen Bärenstein und den Rauenstein, den wir auf seinem Kammweg in voller Länge überqueren. Zitat dazu aus dem Wanderführer:

"Es geht in leichtem Auf und Ab über Felsspalten, durch Schluchten, an Abgründen vorbei, wobei uns Stufen, Brücken und Geländer helfen."

Genauso war`s, spannend!
Wir hätten noch viele Wanderrouten zu unzähligen schroffen Felsen unternehmen können, besonders beliebt sind die Affensteine. Aber die Beschreibung im Wanderführer ließ uns für dieses Mal noch zurückschrecken:

"Eine abenteuerliche Erlebnistour durch das stark zerklüftete, senkrecht aufsteigende Felsareal der Affensteine erwartet den Wanderer, der es sich zutraut, die Felsen auf ausgestellten Aufstiegen mit Hilfe eiserner Griffe, Tritte und Leitern an glatter Wand, durch einen Felsenriß und einen Kamin zu erklimmen."

Vor allem die Passage mit der "glatten Wand" verursachte bei Hans-Hermann heftige Gegenwehr.
So machten wir noch das, was alle Touristen in dieser Gegend tun, nämlich einen Ausflug zur Bastei. Mit dem Fahrrad den Elberadweg entlang bis zur Fähre in Rathen. Dieser kleine Ort sieht aus wie eine Eisenbahnanlage.

 

Über relativ flach ansteigende Stufen steigt man zu den Aussichtsplattformen der Bastei, von wo aus die Welt unter uns recht klein aussieht.

 

Man hat einen weiten Blick über das Elbtal, denn das schmale Felsriff fällt fast 200m steil zur Elbe ab. Wie der Name schon vermuten läßt, war die Bastei Teil eines Verteidigungsrings für die hier gelegene Felsenburg. Zunächst gab es nur eine hölzerne Brücke, die 1851 durch die heute noch stehende Sandsteinbrücke ersetzt wurde. Diese 76m lange Brücke überspannt mit sieben Bögen eine 40m tiefe Schlucht.

 

 

Die Reste der einstmaligen Felsenburg lassen sich besichtigen. Auch hier sollte man besser schwindelfrei sein, denn die über Abgründe gespannten Gitterbrücken geben den Blick nach unten frei.

 

 

 

 

 

Der Abstieg durch die Schwedenlöcher zurück nach Rathen ist besonders reizvoll, weil man wieder einmal durch eine ganz verwunschene Schlucht klettern muß, vorbei an kleinen Wasserfällen und durch moosbewachsene Steinhaufen, die an Elfen und Hobbits erinnern.
Nach so viel Felsen wollen wir einmal menschliche Steinbauten sehen und fahren mit der S-Bahn mit einer 14 Euro-Tagesfamilienkarte bequem in 40 Minuten nach Dresden, Sachsens Hauptstadt. Die 500.000 Einwohner-Stadt mit dem KFZ-Kennzeichen DD (muß man auch erst wissen) ist nach Berlin, Hamburg und Köln flächenmäßig die viertgrößte Stadt Deutschlands und hat eine historische Innenstadt, die sich sehen läßt. Jeden Besucher zieht es wohl zunächst zur Frauenkirche, die durch ihre wechselvolle Geschichte eine unglaubliche Faszination ausübt.

 

  Nach ihrer Zerstörung durch das Bombardement der Alliierten im Februar 1945 standen nur noch zwei Seitenmauern um ihren Trümmerberg. Jahrelang galt diese Kirche so als Mahnmal des Krieges.

 

Nach der Wiedervereinigung wurde größtenteils mit Spendengeldern die unglaubliche Aufgabe vollbracht, die Frauenkirche sowohl außen als auch innen wieder in den Originalzustand zu versetzen. Nach zehnjähriger Bauzeit, man müßte wohl eher sagen Puzzlearbeit, wurde dieses Wahrzeichen Dresdens im Jahre 2005, 60 Jahre nach ihrer Zerstörung, wieder geweiht und strahlt seither in weißem Sandstein unterbrochen von den schwarzen Originalteilen. Der Innenraum ist licht und hell, da es keine bunten Fenster gibt. Die Emporen wirken wie ein Opernhaus.

 

Zahlreiche alte, barocke Gebäude ergeben auf engem Raum in Verbindung mit der Elbe ein faszinierendes Stadtbild. Die Semperoper auf dem Theaterplatz und das Residenzschloß, ehemaliger Wohnsitz der sächsischen Kurfürsten und Könige

gehören ebenso zu den barocken Bauwerken wie der weltberühmte Zwinger - errichtet von 1711-1722 - mit dem Kronentor. Hier sind heute verschiedene Sammlungen untergebracht, unter anderem die Gemäldegalerie Alte Meister und eine wertvolle Porzellansammlung.

 

Dieser kleine Ausschnitt einer geschichtsträchtigen Stadt macht neugierig auf mehr. Auch hier verabschieden wir uns mit denselben Gedanken, die wir fast immer haben bei der Heimfahrt: hierher würden wir gern wiederkommen.
.....schließlich warten auch noch die Affensteine auf uns!

 

 

 

 

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