Es schlitzt der Schlaz, der Schluf wird enger....

aus einem Gedicht von Klaus Baldzer

 

Höhen und Tiefen der Schwäbischen Alb und ihre Schönheiten

Die Schwäbische Alb ist ein Höhenzug, der sich quer durch Baden-Württemberg erstreckt auf einer Länge von 220 km und einer Breite von bis zu 70 km mit Höhen von 700 -1000 m ü.NN.

So viel zu den Zahlen.

Weitere bedeutsame Ziffern könnten die 7 und die 8 sein, denn in der heutigen mobilen Zeit orientiert man sich ja häufig an den großen Autobahnen, die ein Gebiet durchschneiden.

Besonders die A8 ist eine markante Leitlinie, denn sie teilt die Alb einmal quer durch.

Wir haben uns bisher nur in der Südhälfte herumgetrieben aber bei nächster Gelegenheit wird der Norden erwandert.

 

 

Den Einstieg ins Schwabenländle wollten wir in der Landeshauptstadt beginnen, wo es für Wohnmobilfahrer nur eine richtig sinnvolle Stellplatzmöglichkeit gibt: Im Nordosten von Stuttgart, im Stadtteil Bad Cannstatt liegt der einzige Campingplatz  - direkt angrenzend an das Festgelände des Cannstatter Wasens.

Wir hatten das zweifelhafte Glück, auf diese Weise direkt neben der Achterbahn zu nächtigen. Aber wie das so ist, wenn die Nachbarn laut feiern - am besten man feiert mit. So haben wir uns die wahnwitzigen Fahrgeschäfte natürlich einmal aus der Nähe betrachtet.

 

 

In fußläufiger Entfernung liegen aber auch das Heimatstadion des VfB Stuttgart (heißt übrigens „Verein für Bewegungsspiele"...das nur mal nebenbei!), die Porsche-Arena und das Mercedes-Benz Museum. Wir hatten Pech, denn es regnete wie aus Kübeln, als wir das Museum mit dem Stern besichtigen wollten.

 

Dann hatten wir aber auch wieder Glück, denn unser Bundes-Jogi präsentierte just an diesem regnerischen Maimorgen sein Aufgebot für die Fußball-Weltmeisterschaft in Südafrika. Und so konnten wir es uns nicht verkneifen, im Mercedes-Museum den Herren Löw und Flick fotografisch den Vorzug zu lassen vor den Luxuskarossen.

  

 

Ein anschließender Rundgang zeigte dann aber doch alles, was das Technikherz begehrt und Hans-Hermann machte fürs Foto sogar den Mika.

 

Zu Zeiten, in denen Großveranstaltungen laufen, mag der Campingplatz zwar laut sein, dafür gibt es von dort einen wunderbaren Fahrradweg immer entlang des Neckars und durch den Schloßpark in 4 km bis zur Fußgängerzone der Innenstadt.

 

Man hätte in der Schwabenmetropole noch viel sehen können. Außerhalb der Veranstaltungszeiten kann man auch ohne Weiteres auf dem Riesenparkplatz neben dem Campingplatz stehen - aber wir wollten ja zum Wandern auf die Alb.

So war unser erstes Ziel Bad Urach, ein kleines Kurstädtchen mit hübschen Fachwerkhäusern umgeben von waldigen Höhenzügen.

Ein gut angelegter Stellplatz  lädt auch zu längerem Verweilen ein und manch einer verbringt dort ganze Kuraufenthalte.

Eine „hyperthermale Quelle" tritt hier mit 61° Grad aus dem Boden und wird für die Albtherme aufbereitet, die sich direkt um die Ecke vom Stellplatz befindet. Wir hatten genug Gelegenheit, die warmen Becken auszuprobieren, denn wenn der Mai viel zu kalt und viel zu naß ist als das langjährige Mittel und die Nebelschwaden tief im Tal hängen, dann kommt man ja um eine Tageskarte für Saunalandschaft und Thermalbad gar nicht umhin.

Das bekannteste Ausflugsziel sind die Uracher Wasserfälle. Hier stürzt der Brühlbach von seiner  ca. 100 m höher gelegenen Quelle über einen Bergvorsprung zunächst 40 m im freien Fall und dann über bemooste Steine in die Tiefe.

 

 

Mehrere Wanderwege führen von allen Seiten an das Naturschauspiel heran. Ganz in der Nähe liegt die Feste Hohenurach, die ebenso spektakuläre Ausblicke ermöglicht wie die verschiedensten Felsen, auf denen Ruhebänke dazu einladen, den Blick weit übers Tal schweifen zu lassen.

 

  

Auch die Burg Hohenneuffen ist auf einer Tageswanderung zu erreichen. Sie ist bewirtschaftet und ein beliebtes Ausflugsziel, da nach dem steilen Anstieg ein kühles Bier lockt oder sogar eine Schwäbische Spezialität in Form von Herrgottsbescheisserle (auch Maultaschen genannt).

 

Auch Drachenflieger und Greifvögel tummeln sich hier oben:

„nur fliegen ist schöner",

oder wie sagt man ?

 

 

Ein besonders reizvoller Wanderweg führt zum Höllenloch. Hier verschwindet man tief im Felsenschlund, um sich danach wieder auf die Hochebene emporzuarbeiten.

Und dies sind genau die bestimmenden Elemente der Schwäbischen Alb:

Es gibt viele Burgruinen, schier unendliche Wandermöglichkeiten auf Waldwegen, die ein häufiges Auf und Ab erfordern, dafür aber zwischendurch gigantische Aussichten bieten und nicht zuletzt gibt es eine Vielzahl an Felsen und Höhlen.

Eine dieser außergewöhnlichen Geotope ist die Laichinger Tiefenhöhle. Auf engen Eisenleitern gelangt man 55 m in die Tiefe.

 Überall tropft und schimmert es und an einigen Stellen muß man ganz schön schlank sein. Immer wieder sind links und rechts des Weges größere Hohlräume und weitere Gänge zu sehen.  Nach einem wiederum sehr steilen Aufstieg über Stahlleitern ist man froh, das Tageslicht wieder zu erblicken.  

Wer den Fehler begeht und sich vor dem Abstieg in dem kleinen Höhlenmuseum umschaut, der wird tief unten in der Erde den Anblick des Skeletts des Höhlenbären nicht mehr los. Einem Monster mit diesen Pranken und solchem Gebiß möchte man in der dunklen Enge nicht begegnen.

 

  

Höhlenforscher müssen schon eigentümliche Menschen sein. Einer von ihnen, Klaus Baldzer, hat ein Gedicht geschrieben, in dem es heißt:

„Es schlitzt der Schlaz, der Schluf wird enger...."

(Zur Übersetzung: Schlaz: Overall der Höhlenforscher,
Schluf: Engstelle im Gestein, durch die nur kriechendes Fortkommen möglich ist.)

Ein besonderes Wagnis sind allerdings die Speläologen in der Nachbarstadt Blaubeuren bei der Erforschung des Blautopfes eingegangen. Es ist ein 22 m tiefer Quelltopf, der wunderschön blau leuchtet. Darunter befindet sich ein seit Jahren immer weiter erforschtes 230 m langes Labyrinth, in dem sich Tropfsteinhöhlen befinden, die nur von Tauchern erreicht werden können.

 

„Im Schwabenlande, auf der Alb, bei dem Städtlein Blaubeuren, dicht hinter dem alten Mönchskloster, sieht man nächst einer jähen Felsenwand den großen runden Kessel einer wundersamen Quelle, der Blautopf genannt. Gen Morgen sendet er ein Flüßchen aus, die Blau, welche der Donau zufällt. Dieser Teich ist einwärts wie ein tiefer Trichter, sein Wasser von Farbe ganz blau, sehr herrlich, mit Worten nicht wohl zu beschreiben....

 

Schon der Dichter Eduard Mörike war angetan von der intensiven Blaufärbung dieser Karstquelle. Er verewigte sich aber auch durch die literarische Schöpfung der „Schönen Lau", die nun als Steinstatue direkt am Blautopf zu finden ist. Aber auch das von ihm erwähnte Mönchskloster ist noch erhalten. Heute befindet sich ein Internat in den Räumen.

Man ahnt es schon.

Von Bad Urach sind wir umgezogen in das kleine Städtchen Blaubeuren in der Nähe von Ulm. Die Vielzahl der einladenden Wirtshäuser zeugt von einem hohen touristischen Bekanntheitsgrad des Ortes.

Auch hier meinten die Stadtväter es gut mit den Wohnmobilisten und legten einen Stellplatz im Grünen an, der nur 500m vom Blautopf entfernt liegt. Hier kassiert ein Stadtbediensteter jeden Abend persönlich 5€ bar auf die Hand.

 

„Vor dem Essen sollst Du ruh'n oder tausend Schritte tun" - oder wie war das doch gleich?! Also nicht gleich ab ins Gasthaus, sondern erst einmal die Wanderschuhe geschnürt (sofern man welche hat - viele Grüße an Heinzi auf diesem Wege!). Auch hier bieten sich wieder Panoramawege an, die uns die Stadt aus der Vogelperspektive sehen lassen.

Besonders hübsch ist der Weg durchs Felsenlabyrinth. Hier kommt man an eine Engstelle - fast ein Schluf s.o. - und beim Blick nach oben entdeckt man die „küssende Sau", offizielle Bezeichnung einer Felsformation, die tatsächlich an eine Schweineschnauze erinnert.

 

Nach so vielen Wanderungen haben wir natürlich auch einen kleinen Stadtbummel eingeschoben. Wir sind auf unserem Weg nach Reutlingen zwar durch Metzingen gekommen, der angesagten „Outlet-Location" aber uns war nicht nach Shoppen zumute. Wär's mag, der hat hier alle Möglichkeiten (10 km von Bad Urach entfernt)

So haben wir uns auf dem Reutlinger Marktplatz umgesehen und fanden auch das Heimatmuseum ganz hübsch. Aber wieviel Fachwerk kann ein Mensch vertragen?

 

Die nächste Wanderetappe wäre eigentlich Schloss Lichtenstein gewesen, ein dramatisch am Felsen gelegenes Bauwerk, das jeden Hobbyfotografen anlockt. Leider ist dieser Teil unseres Urlaubs wegen Dauerregens im wahrsten Sinne des Wortes ins Wasser gefallen. Daher entleihen wir ein Bild aus Wikimedia Commons, ein Dankeschön dafür an Donald!

Hierher müssen wir also noch einmal kommen, um ein eigenes Foto zu schießen. Aber auch der ganze Alb-Nordrand mit den drei Kaiserbergen, Göppingen und Schwäbisch Gmünd warten noch auf uns.

Die Schönheit der Natur auf der Schwäbischen Alb hat nicht nur uns fasziniert. Viele Deutsche Dichter wie Schiller, Hölderlin und Mörike sind hier inspiriert worden und haben uns ihre Werke hinterlassen. Eines der meistzitierten deutschen Gedichte kam uns im zartgrünen Maiwald auch manchmal in den Kopf:

 

Er ist's

Frühling läßt sein blaues Band
Wieder flattern durch die Lüfte;
Süße, wohlbekannte Düfte
Streifen ahnungsvoll das Land.
Veilchen träumen schon,
Wollen balde kommen.
Horch, von fern ein leiser Harfenton!
Frühling, ja Du bist's!
Dich hab' ich vernommen!

Eduard Mörike

Übrigens: Der eigentliche Anlaß unseres Wanderurlaubs in der Nähe von Stuttgart war die Geburt unseres ersten Enkelkindes. Der kleine Lias wurde am 19. Mai geboren und mußte von den stolzen Großeltern natürlich erst einmal gebührend begrüßt werden. Ein weiterer Grund, warum wir unbedingt bald wieder in diese Gegend fahren müssen...

     


 

 

 

 

 

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