"Das ist der Teutoburger Wald,
Den Tacitus beschrieben
Das ist der klassische Morast,
Wo Varus steckengeblieben.

Hier schlug ihn der Cheruskerfürst,
Der Hermann, der edle Recke;
Die deutsche Nationalität,
Sie siegte in diesem Drecke.

Gottlob! Der Hermann gewann die Schlacht,
Die Römer wurden vertrieben,
Varus mit seinen Legionen erlag,
Und wir sind Deutsche geblieben!

O Hermann, dir verdanken wir das!
Drum wird dir, wie sich gebühret,
Zu Detmold ein Monument gesetzt;
Hab selber subskribieret."

Heinrich Heine: Deutschland ein Wintermärchen

Vare, redde mihi legiones meas!

Wer

Teutoburger Wald"

hört, der denkt zunächst an das Hermannsdenkmal und so ging es auch uns, denn so richtig verorten konnten wir diese Region gar nicht. Das liegt vielleicht daran, daß es sich um einen schmalen Landstrich handelt, der im Schatten des Weserberglandes liegt und kaum denkt man, man findet sich zurecht, schon ist man im Solling, dem nächsten Höhenzug.

 
Wer weiß, wo Bielefeld ist, der liegt schon ganz richtig. Für alle anderen, die wie wir, nur rudimentäre Geographiekenntnisse haben, reicht die Angabe: „südwestlich von Hannover".

Um uns dieser „Terra Incognita", diesem „weißen Fleck auf der Landkarte" (jedenfalls für uns Unwissende) zu nähern, sind wir über Osnabrück zunächst nach Bad Rothenfelde gefahren, einem kleinen Kurort am Südrand des Teutoburger Waldes.


Besonders beeindruckend in dem Ort ist das bereits 1778 erbaute Gradierwerk. Diese Konstruktion aus Fichtenholz bestückt mit Schwarzdornzweigen hatte ursprünglich die Aufgabe, dem aus 3000m Tiefe stammenden salzhaltigen Quellwasser eine Verdunstungsfläche zu geben und damit den Salzgehalt so hoch zu konzentrieren, daß die Salzgewinnung rentabel wurde.

Mittlerweile gibt es hier sogar zwei solche „Salinen", die mit 10.000qm Rieselfläche die größte Gradieranlage Westeuropas bilden, jedoch stehen sie heute im Dienste der Gesundheitsförderung. Beim Rundgang um diese architektonischen Meisterwerke spürt man das Aerosol auf der Haut und schmeckt die Salzluft auf den Lippen.

Nach 30-40 Jahren entstehen bizarre Versteinerungen an den Wänden, die nicht aus Salz, sondern aus Eisen und Kalk bestehen und zum Teil wunderschöne Farbspiele ergeben. Stückweise werden diese Wände ersetzt, wenn ihr Gewicht zu gefährlich wird.

Wir waren von dieser Konstruktion so fasziniert, daß wir an einer Führung teilgenommen haben, die uns ins Innere und bis ganz nach oben brachte. Lohnenswert!


Man schämt sich zwar fast es zuzugeben aber wir fuhren von Bad zu Bad, von Kurort zu Kurort (...sind wir wirklich schon so alt?). Der nächste „Gesundheitsort" hieß Bad Salzuflen und hat ebenfalls ein Gradierwerk als Eyecatcher mitten im Ort aber auch einen wunderschönen Kurpark mit Heilquelle.

Hierher zog es uns aber vor allem, weil ein Regengebiet im Anmarsch war und wir uns bei solchen Großwetterlagen zu gern im warmen Thermalbecken treiben lassen und in heißen Saunalandschaften die Aufgüsse genießen. Insofern kam es gerade recht, daß der auf einem ehemaligen Sportplatz großräumig angelegte  Stellplatz  direkt neben dem  Vitasol Bad  gelegen ist.

Manchmal entwickelt eine Reiseroute auch eine gewisse Eigendynamik. Den nächsten Ort steuerten wir nämlich an, um auf dem  Campingplatz Lemgo  unsere nassen Saunahandtücher in die Waschmaschine stecken zu können.

Dabei ist natürlich die Besichtigung der historischen Altstadt ein Muß. Leider war das Regengebiet noch nicht wirklich weitergezogen, so daß die Fotos der Schönheit des Ortes nicht gerecht werden.

Selbst Adam fror über dem Portal des berühmtesten Hauses der Stadt, dem Hexenbürgermeisterhaus.

Bei Regen macht auch keine Schloßbesichtigung Spaß und so hakten wir den Ort Lemgo ab als: „Gut, daß wir jetzt wissen, woher die Handballmannschaft gleichen Na-mens kommt." Wieder einmal eine Bildungslücke geschlossen!

Weiter ging's nach Bad Meinberg. Der dortige  Stellplatz   am Wällenweg ist auch an einem Bad gelegen, ruhig, grün, preiswert und zentral.

Geduscht wird im  Mein-Bad und wer Saunafreund ist wie wir, der kann auch diese Laune ausleben .

 

 

Dieses Mal zogen wir aber nicht die Badesachen an, sondern die Wanderschuhe, denn das Objekt der Begierde hieß Hermann, genauer gesagt Hermann der Cherusker.

 Derzeitiger Aufenthaltsort: südwestlich von Detmold, 53m hoch, weithin sichtbar über den Wipfeln des Teutoburger Waldes.

Dieser Prachtkerl wurde in den Jahren 1838-1875 erbaut und soll an die Schlacht im Teutoburger Wald erinnern, auch bekannt als Varusschlacht, in der die Römer im Jahre 9 vernichtend geschlagen wurden.

 

Unter seinem linken Fuß zerquetscht er einen Adler, das Symbol des Römischen Heeres. Es ist überliefert, daß auch der römische Kaiser Augustus es nicht wahrhaben wollte, daß seine Legionen zu Tode gekommen waren, denn er rief: "Vare, redde mihi legiones meas! Varus, gib mir meine Legionen zurück!" 

Ganz schön drastisch dieser Bildhauer Ernst von Bandel, der sein ganzes Leben der Schaffung dieses Denkmals gewidmet hat und jahrelang in einer kleinen, heute noch erhaltenen Blockhütte auf der Baustelle lebte. Touristen gibt es hier genug und alle haben eine Fotokamera in der Hand. Eine Tatsache, die wir natürlich ausnutzten, um ein gemeinsames Beweisfoto zu bekommen. Und wenn man schon seinen Namensvetter besucht, dann darf man sich auch mal in Pose werfen:

Der kleine Hermann grüßt den großen. Nur, welcher ist welcher?

Nach so viel Geschichte wollen wir ein weiteres Monument besuchen, diesmal allerdings von der Natur geschaffen. Sie wirken wie von einem Riesen in die Landschaft geworfen, die Externsteine.

In dieser sonst meist steinfreien Gegend ragen die begehbaren Sandsteinfelsen unvermittelt in die Höhe. Angeblich vor 70 Millionen Jahren durch die saxonische Rahmenfaltung senkrecht aufgestellt (wer will das schon beweisen?) diente dieser Ort wohl bereits im Mittelalter als Kultstätte. Heute dient er der Gemeinde Meinberg als Einnahmequelle, denn den hierher pilgernden kletterwilligen Touris wird natürlich Eintritt für die spektakuläre Aussicht abverlangt.

Uns zieht es ja immer wieder gern in die Höhe und so sind wir auf einer Tageswanderung noch zu einem anderen „Höhepunkt" der Gegend gestartet, dem Eggeturm auf dem höchsten Berg der Region, dem Velmerstot.

Bei geschickter Planung kann man nach der wunderschönen Wanderung durchs Silberbachtal in der Silbermühle einkehren, wo die Forellen noch frisch gefangen werden nachdem der Gast aus der Speisekarte gewählt hat. Die Liste der Promis spricht für die gute Küche...ob da jedes Mal eine Forelle dran glauben mußte?

Auf dem 468m hohen Berg Velmerstot verhilft der bizarre Holzturm zu einem Fernblick in alle Himmelsrichtungen. Toll, das hat sich gelohnt!

Unsere Bädertour ging weiter und so hieß das nächste Ziel: Bad Lippspringe. Wie der Name schon vermuten läßt, entspringt hier die Lippe, eine der stärksten deutschen Quellen mit 740 l/sek.
(...der Mensch liebt ja schließlich Superlative!)

Trotz einiger hübscher Ecken im Kurpark haben wir diesen Ort aber nicht in allzu guter Erinnerung

Das liegt zum einen daran, daß er direkt an einen Truppenübungsplatz angrenzt und wir auf dem Stellplatz - für den nur Kurtaxe aber keine Platzgebühr verlangt wird - um Mitternacht noch Maschinengewehrsalven vernehmen konnten und am nächsten Vormittag andere großkalibrige Schußgeräusche.

Der zweite Grund, warum wir diesen Ort ganz gern vergessen möchten, ist eine andere Art von Quelle. Hatten wir dem tosenden Geburtsort des Flüßchens Lippe noch ganz gern zugeschaut, so sahen wir mit blankem Entsetzen den nächtlichen Wassereinbruch in unser Heki.

Bei Helligkeit betrachtet wich die Panik langsam aus unseren Gliedern und Hans-Hermann versuchte mit Dichtmasse und viel heißer Luft, die Quelle zum Versiegen zu bringen.

 Nach diesem Schock wollten wir einfach bloß weg....und so brachen wir auf zur letzten Etappe im Teutoburger Wald, zumindest im weitesten Sinne. Das hübsche Fachwerkstädtchen Uslar gehört nämlich strenggenommen bereits zum Höhenzug Solling.

Das sollte uns aber egal sein, denn der  Stellplatz  neben dem  Uslarer-Badeland  war der beste, seitdem wir aus Ostfriesland in diese Region vorgedrungen waren.

Hier haben wir es einige Tage ausgehalten und sind in alle Richtungen gewandert. Das nächstliegende Ziel war der Sollingturm.

Er steht auf einer kleinen Lichtung des Uslarer Hausbergs, dem 444m hohen Strutberg. Wir waren ausgerechnet oben angekommen als ein Sturm aufzog und mußten allen Mut zusammennehmen, um hochzuklettern. Das hölzerne Gebälk jammerte nämlich so furchterregend als ob eine ganze Familie von Schloßgespenstern darin hausen würde.

Aber was tut man nicht alles für eine Panoramaaufnahme!

Für Freunde von Aussichtstürmen ha-ben wir gleich noch eine Empfehlung, denn wir haben einen weiteren erwandert und erklommen.

 

Er ist nicht ganz so hoch, steht aber dafür so günstig, daß man den Harz sehen kann - daher der Name

Harzblick!

 

Dieser Ausblick hat Sehnsüchte geweckt, denn der Harz ist schon seit langem unser bevorzugtes Lauf-, Wander- und Loipengebiet und so haben wir uns am nächsten Tag auf den Weg nach Osten gemacht. Dorthin wo die Gipfel noch etwas höher und die Wälder noch etwas dichter sind.
Aber davon später mehr......
Dieses war der dritte Streich auf unserer großen Wohnmobil-Tour und der vierte folgt sogleich!

 

 

 

Nach oben