31. Woche 2012

Zurück in "Good Old Germany"

Kaum gelandet, wußten wir genau, daß wir wieder zurück in Deutschland sind. Wegen des Nachtflugverbots über Frankfurt, kamen zeitgleich mit uns um 5:30 Uhr - gefühlt - 35 Maschinen auf einen Schlag am Flughafen an. Dementsprechend überlang waren die Schlangen an den Schaltern der Passabfertigung. Da es keine Absperrbänder gab, stellten sich Hunderte von Passagieren kreuz und quer an. Die dreisten Quereinsteiger sorgten ebenso für lautstarken Protest wie die Idee von zwei Grenzschutzbeamten, ihre Schalter einfach einmal auf unbestimmte Zeit dicht zu machen . . . .was zu noch mehr Quereinsteigern in den angrenzenden Reihen führte.

Einer von unserer Reisegruppe erkannte sein Heimatland daran wieder, daß es nun endlich wieder dreilagiges Toilettenpapier gab. In Afrika konnte man durch die dünnen Blätter fast hindurchschauen. So fühlten wir uns also bereits am Sonntag wieder ziemlich heimisch. Das Wetter changierte zwischen regnerisch-kühl und stürmisch-kühl. Am Frankfurter Hauptbahnhof fielen diverse Züge wegen Bauarbeiten aus und auf den Straßen fuhren die Autos auf der falschen Seite. Oder doch nicht?

Wir verschnauften noch einen Tag bei der Familie und fuhren dann am Montag nach Sankt Peter-Ording an die Nordsee. Dort konnten wir am eigenen Leib spüren, was wir zuvor aus vielen mails und Gästebucheinträgen heraus gelesen hatten: "Der Sommer 2012 ist eine Lachnummer!"

Uns war das sowas von egal! Wir wollten einfach nur Ruhe, staubfreie Luft, Nordseewellen und in der Dünentherme relaxen.

Mit einem Empfangskommitee hatten wir im Leben nicht gerechnet.

Aber vier liebe Menschen hatten es sich nicht nehmen lassen und standen mit Namens-Plakat und Bollerwagen auf dem Bahnsteig. War das ein Hallo! Danke für diese gelungene Überraschung.

 

Am Dienstag gab es keine lange Überlegung. Wir mußten erst einmal die Nordsee begrüßen und testen, ob der Fisch bei Gosch immer noch so gut schmeckt, wie vor unserer Abreise.

Für Mittwoch war der einzige Sommertag der Woche angekündigt. Wir verbrachten ihn in der Saunalandschaft der Dünentherme, die uns fast allein gehörte. Wer ist schon so verrückt und kauft sich eine Tageskarte zum Schwitzen, wenn Hoch Xerxes endlich einmal die grauen Wolken verdrängt und das Thermometer auch ohne Saunaofen in sagenhafte Höhen klettert?

Nun, wir kauften keine Tageskarte, sondern machten die Ankündigung wahr und verwendeten das Geldgeschenk, mit dem die übrigen Camp Challenger "Danke für die Berichterstattung!" gesagt hatten, zum Erwerb einer goldenen Kundenkarte. So machte das Saunieren doppelt so viel Spaß!

Am Donnerstag - der August war bereits zwei Tage alt - schafften wir es endlich, unsere Koffer auszupacken. Im schleswig-holsteinischen Wacken (also quasi bei uns um die Ecke) startete das weltgrößte Heavy Metal Festival und pünktlich zur Eröffnung regnete es wie aus Kübeln. Woodstock läßt grüßen! Daß die Fans von Open-Air-Festivals Schlammschlachten kultig finden, ist bekannt. Aber daß wir darunter leiden müssen und nun auch knöcheltiefe Pfützen auf unserem Campingplatz haben, das wäre nun wirklich nicht nötig gewesen.

Ein verspäteter Anruf zu Hans-Hermanns Geburtstag von einer lieben Weggefährtin aus dem aktiven Berufsleben erbrachte die Neuigkeit, daß während unserer Abwesenheit ein ehemaliger Kollege Innenminister von Schleswig-Holstein geworden war. Wir schauten uns an und Kathrin fragte: "Möchtest Du tauschen?" Die Antwort ließ nicht lange auf sich warten. Hans-Hermann sagte aus vollem Herzen: "Nicht um alles in der Welt!" Die Freiheit, die wir genießen, immer dort leben zu können, wo es uns gerade gefällt, ist mit nichts zu bezahlen.

Am Freitag machten wir es wahr und drehten vor dem Frühstück eine kleine Eingewöhnungs-Jogging-Runde. Eine kleine, feine Runde, die aber schon 100 % mehr war als in den letzten fünf Monaten zusammen. Immerhin!

Daß wir den Samstag wieder in der Saunalandschaft verbrachten, wollen wir hier unerwähnt lassen. Aber wenn man morgens schon zur Melodie der Regentropfen auf dem Alkoven-Dach geweckt wird und eine goldene Kundenkarte in der Tasche hat, dann gibt es im Grunde genommen keine bis gar keine Alternative.

Während unser Kopf langsam auch in Deutschland ankam, ist die erste Woche schnell vergangen. Unser Phoenix kommt uns riesig und unglaublich hoch vor. Wir haben es uns natürlich nicht nehmen lassen, wieder einen kleinen Vorgarten einzurichten.

 Gewöhnen müssen wir uns erst an die langen Abende. Zu der Zeit, zu der wir in Afrika bereits im Bett lagen, tobt im Urlaubsort Sankt Peter-Ording noch das pralle Strandleben. Und auch das Mineralwasser mit Kohlensäure schmeckt fremd. Kaum zu glauben, daß man nach 4 1/2 Monaten Afrika stilles Wasser bevorzugt, nachdem man ein Leben lang klassisch "bitzelnde" Selter getrunken hat.

FAZIT: "Leben heißt Veränderung!", sagte der Stein zur Blume und flog davon.


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