Kanada liegt in Niedersachsen

......genauer gesagt in Hannover.

 

Am 22. Mai 2010 wurde die siebte Themenwelt im Erlebniszoo Hannover eröffnet. In mehr als zweijähriger Bauzeit wurde auf 22.000qm Fläche eine arktische Welt geschaffen, die so täuschend echt wirkt, daß man sich während des Besuchs ab und zu einmal kneifen lassen muß.
Seit 1995 hat dieser durchdachte Tierpark sein Konzept grundlegend geändert und verzichtet weitgehend auf Käfighaltung zu Gunsten von Landschaften in Themenwelten. Schon bei unserem ersten Besuch vor einem Jahr hat uns diese Gestaltung so umgehauen, daß wir bereits einen ausführlichen Fotobericht zusammengestellt haben. (siehe unter Eventreports)
 

Nun wollten wir auch Yukon Bay erleben.

Durch einen alten Bergwerksstollen gelangt man wie durch eine Schleuse in eine andere Welt.

 

Der Stollen ist feuchtkalt, dunkel und modrig aber auf der anderen Seite plätschert der Yukon im Sonnenlicht und die Timberwölfe liegen in der Schlucht, durch die sich der Fluß windet.

 

 

Auf einem Hügel direkt dahinter grast Europas einzige Karibuherde. Die lehrreichen Schilder vor den Gehegen erklären alles Wissenswerte über die Tiere. So erfährt man auch, daß die Hauptnahrungsquelle der Timberwölfe - wie sollte es anders sein - Karibus sind. Nun soll hier zwar die Natur möglichst echt nachgestellt werden aber so weit geht der Zoodirektor nun doch nicht, daß die Wölfe selbst jagen müssen. Ein tiefer Graben durchbricht hier die Nahrungskette.

Yukon Bay ist ein buntes Hafenstädtchen, das originalgetreu erbaut wurde. Die Dächer sind mehrfach geflickt und unnötig durchgeführte Reparaturen lassen sie alt und verlebt aussehen. In der Markthalle gibt es typisch kanadisches Essen von Fischsuppe bis zu Lachs-Burgern. Selbst die Toiletten erinnern an eine Goldgräberstadt in der Blüte ihrer Zeit.

 

 

Besonders viel wird natürlich für die kleinen Besucher geboten. Die können sich tatsächlich als Goldwäscher betätigen und eifrig nach Nuggets schürfen.

 

Das eigentliche Herzstück dieser perfekt gefertigten Illusionswelt ist aber das Hafenbecken.

 

 

Hier wurden 1.200 Tonnen Stahl, 13.000 qm handgefertigte Felsen und 200 Tonnen Natursteine verbaut. Die Salzwasser-Wellenanlage gibt dem Ganzen den entscheidenden authentischen Schliff. Die Wellen rollen nämlich nicht im halbstündigen Rhythmus heran wie im Wellenbad, sondern erzeugen eine permanente natürliche Bewegung des Wassers. Der Seemann würde sagen: „kabbelig".

 

 

Dazu weiß Wikipedia eine Definition, die es genau trifft:

 

Mit kabbeliger See wird ein Oberflächenbereich des Meeres bezeichnet, der durch Wind, Seegang oder Wasserströmungen, die aus verschiedenen Richtungen gegen-einandertreffen, ungleichmäßig bewegt ist.

 

 

 Diese „Wellentätigkeit" wird nur kurz unterbrochen bei den zweimal am Tag stattfindenden Fütterungen, wenn sich der Tierpfleger todesmutig auf den Ausleger des Krans wagt und den Eisbären Fische zuwirft.

Die Anziehungskraft des Wassers ist bekanntlich enorm und wer wollte nicht immer schon mal mit Eisbären tauchen gehen. Im Hafen liegt der auf Grund gelaufene Frachter „Yukon Queen".

 

 

 Wer hinabsteigt in den Bauch des Schiffes kann durch 39 Sicherheitsglasscheiben eine ganz neue Sichtweise der Dinge erlangen. Kinder „tanzen" mit Robben und Pinguine zeigen, was für elegante Schwimmer sie sind.

Eine eigene Arena bietet Sitzplätze für die mehrmals täglich stattfindenen Showfütterungen.

 

Über 100 Tiere in 15 Arten haben in dieser tollen Kanada-Welt ein neues Zuhause gefunden. Auch Waldbisons, Präriehunde und Schleiereulen runden die kanadische Tierwelt ab.

 

Der Zoodirektor hat keine Kosten und Mühen gespart, um den Besuchern eine perfekte Illusion zu bieten. Genau genommen war es ihm 35 Mio Euro wert. Ob die beiden aus dem Wiener Zoo stammenden Eisbärzwillinge sich darüber im Klaren sind, in was für einer Luxusherberge sie hausen?

 

Wenn man völlig verzaubert zurück durch die Dunkelheit des Stollens geht, wird man auf einmal auf der anderen Seite ausgespuckt und befindet sich natürlich immer noch mitten im Zoo und zwar vor der schwierigen Entscheidung: Wohin als nächstes? Links geht's nach Afrika zum Sambesi und rechts nach Indien, wo die Elefanten gerade süßen Nachwuchs bekommen haben.

 


 

 

 

 

Nach oben